Seite - 707 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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707
Kres
Kres, 1. Jg. 1881
Kres, 1882 camar :
Prelubi vi svatje,
le stopte na stran,
da jes svojo družičko
po sriedi pelam. Ihr lieben Gäste mein,
tretet zur Seite ihr,
damit ich meine družica
durch die Mitte führen kann
družica :
Zraven camarja grem
pa si mislit ne smem,
da bo krivica za me,
ko bo šow krienčik z gwave. Schreit’ neben dem camar ich,
und darf doch nicht denken,
dass meine Schuld wird’s sein,
wenn der Kranz vom Kopf ihr gleitet.
camar :
Oče starešina,
pərneste gwaš vina,
da ga bom spiw,
ko bom krienček dobiw Altvater,
Bringet den Wein,
damit ich ihn trinke,
wenn den Kranz ich bekomm.
Neben dem camar und seiner družica tanzte noch das
Brautpaar, das jedoch die Schnaderhüpfel nicht sang.
Der Gesangsdialog, bei dem der camar seine Begleiterin
um den Kranz bat, verlief meist in satirischem Ton und
endete, wenn die Begleiterin ihren Kranz, der die Un-
schuld symbolisierte, dem camar übergab, und die Braut
ihren dem Bräutigam. Das konnte auf verschiedene
Arten geschehen. Der Bräutigam und der camar konn-
ten etwa ihre Hüte zu Boden werfen, diese den beiden
Frauen in die Hände geben oder vor sie niederknien,
worauf Braut und Begleiterin ihre Kränze auf die Hüte
legte und diese den beiden Herren zurückgaben. Man-
cherorts verließen die beiden Paare für kurze Zeit auch
die Tanzfläche und gingen in einen Nebenraum, wo sie
die Kränze tauschten. In manchen Teilen der Mežiška
dolina (Mießtal) war es in der Zwischenkriegszeit so,
dass die Braut (oder der Bräutigam) den Kranz nach
dem Ende des Brauches einer unverheirateten Frau zu-
warfen, was bedeutete, dass diese die nächste Braut sein
werde.
Weil der Brauch der Abnahme des Kranzes recht
verbreitet war, gab es auch verschiedene Varianten.
In manchen Orten wirkten neben dem camar, seiner
družica und dem Bräutigam noch weitere Personen
mit, so etwa die sog. mati ta šroka [die ›breite‹ Mutter]
oder einer der wichtigeren Brautgäste. Ebenso war die
Struktur des Tanzes regional unterschiedlich. So konn-
ten während der Gesangseinlagen die Paare an einer
Stelle stehen, schunkeln oder links im Kreis gehen. Zum
instrumentalen Teil konnten verschiedene Figuren aus-
geführt werden, die einfach und etabliert waren und auf
das Paar oder aber auf einen der beiden bezogen waren.
Der Brauch konnte sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, da die überlieferten handschriftlichen → Liederbücher
teilweise bis zu 120 Strophen aufweisen, die zu diesem
Anlass gesungen wurden. Meist wurde das Können des
camars und seiner družica gerade an der Anzahl der
Strophen gemessen.
Lit.: B. Kotnik : Kmečka ovset v Mežiški dolini. In : KF, 8. 2. 1963, 26–
36 ; P. Zablatnik : Volksbrauchtum der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/
Celovec 1992 ; H. Ložar-Podlogar : V adventu snubiti, v pustu ženiti.
Celovec/Klagenfurt 1995 ; M. Ramovš : Polka je ukazana. Plesno
izročilo na Slovenskem : Koroška in zahodna Štajerska. Ljubljana 2000 ;
R. Kunej : Štajeriš na slovenskem – Etnokoreološki in plesno – antropološki
vidiki (Phil. Diss. Univerza v Novi Gorici) Nova Gorica 2007 ; T. Si-
metinger : Kultura plesa na Koroškem od 18. Stoletja do srede 20. Stoletja :
Diahrona analiza s poudarkom na Mežiški dolini (diplomska naloga)
Univerza v Ljubljani, Filozofska fakulteta, oddelek za entologijo in
kulturno antropologijo. Ljubljana 2011.
Tomaž Simetinger ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Kreolismus, Kreolisierung, vgl. Sachlemmata : → Alt-
bairisch ; → Altladinisch ; → Minnesänger ; → Misch-
sprache ; → Sprachmischung, mittelalterliche ; → Rele-
vanz und Redundanz von Sprache ; → Zweisprachigkeit.
Kres (Bildungsverein), → Graz.
Kres [Das Sonnwendfeuer], Untertitel : Leposloven in
znanstven list [belletristisches und wissenschaftliches
Blatt] ; von Jänner 1881–Oktober 1886 erschienen, bis
Nr. 12/1885 monatlich, danach vierteljährlich ; in : V
Celovci (Klagenfurt/Celovec). Herausgeber und Druck :
Tiskarna Družbe sv. Mohorja (→ Mohorjeva družba).
Redakteur : Jakob →
Sket, in Zusammenarbeit mit
Gregor → Krek und Davorin → Trstenjak, der den
Anstoß zur Gründung des K. gegeben hatte. Auch als
Sammelband in 6 Bänden [1(1881)1–6(1886)4]. Slo-
wenische Literatur- und Wissenschafts-Zeitschrift, in
der überwiegend Autoren aus dem persönlichen Be-
kanntenkreis Trstenjaks aus der Steiermark/Štajerska,
teils Kärnten/Koroška publizierten.
Rubriken u. a.: Pesni [Gedichte], Romani [Romane],
Povesti [Erzählungen], Novele [Kurzgeschichten], Hu-
moreske [Humoreskes], (Narodne) Pripovedke in prav-
ljice [(Volks-)Sagen und Geschichten], Narodno blago
[Volkstümliches], Poto,- narodo- in krajepisni sestavki
[Reiseberichte, ethnografische und geografische Auf-
sätze], Sestavki o literarnih in gospodarstvenih vprasnjih
[Aufsätze zu literarischen und wirtschaftlichen Frage-
stellungen], Podučni in znanstveni spisi [belehrende und
wissenschaftliche Schriften], Književne ocene in nazna-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur