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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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731 Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška das in den Statuten als Vereinsziel anführt : »…  die Bil- dung und umfassende Ausbildung in unserem Ort zu verbreiten, sich in der Sprache zu üben, singen zu ler- nen, sich anständig die Zeit zu vertreiben, und das alles ausschließlich auf slowenischer ethnischer Grundlage«. In Finkenstein/Bekštanj entstand die Slovenska družba [Slowenische Gesellschaft]. Obwohl die Statuten for- mell jede Politik ausschlossen, war die Mitgliedschaft nicht apolitisch und es wurde über Politik geredet. Das politische Klima lockerte sich mit der →  Dezember- verfassung 1867, die die Versammlungs- und Vereins- freiheit garantierten. Die Gunst der Stunde nutzten die →  mladoslovenci [Jungslowenen], die Vertreter des li- beralen Lagers, die das Programm eines Vereinten Slo- weniens (Zedinjena Slovenija) in den Vordergrund ihrer Tätigkeit stellten. Einen früheren Beginn der Tabor- Bewegung verhinderte die Obrigkeit, doch hielten die Slowenen in Kärnten/Koroška drei Tabor-Versamm- lungen ab und zahlreiche kleinere Treffen mutierten zu Tabor-Versammlungen. Am 27. Dezember 1869 war der Verein →  Trdnjava [Festung] gegründet worden, des- sen Ziel die »Verbreitung der politischen Bildung unter den Kärntner Slowenen« war, die »Förderung der Frei- heit im Staat« und der Vorsatz »zur Verwirklichung der Gleichberechtigung beizutragen«. Zu diesem Zwecke wurden Tabor-Versammlungen abgehalten, deren Red- ner das Programm des Vereinten Slowenien vertraten. Sie sprachen über die Notwendigkeit einer wirtschaftli- chen Selbstständigkeit der Slowenen und forderten die Verwirklichung der Gleichberechtigung im schulischen Bereich bis hin zur Gründung einer slowenischen Universität ein. Die Tabor-Veranstaltungen wurden mit einem kulturellen Programm abgerundet. Parallel zu den Tabor-Veranstaltungen und der Gründung der Trdnjava verliefen die Bemühungen von Andrej Ein- spieler, der sich für eine slowenisch-deutsche Zu- sammenarbeit aussprach und 1869 die Gründung eines Katholisch-konstitutionellen Vereins (Katoliško konsti- tucionalno društvo) in Klagenfurt/Celovec initiierte. Mit einem dichten Netzwerk katholischer Verfassungsver- eine auf dem Lande im slowenischen Landesteil, die slowenischen Statuten hatten, die man also als sloweni- sche Vereine qualifizieren kann, gelang es Einspieler mit der Zeit, die Trdnjava der Aktion des katholischen Konservativismus unterzuordnen. Die Ortsvereine wa- ren teilweise sehr aktiv, teilweise lösten sie sich rasch wieder auf. Sie verteidigten konsequent die Interessen der Kirche und die angeblich angegriffene Institution des Papstes. Entsprechende Resolutionen entstanden in der Klagenfurter Zentrale. In einigen slowenischen Orten prägten diese Vereine die ersten Formen des slo- wenischen Kultur- und Bildungswerkes. Es wurden der Chorgesang gepflegt und kurze Laienstücke aufgeführt, die vor allem einen belehrenden oder moralischen In- halt hatten. In der zweiten Hälfte der 70er-Jahre des 19. Jh.s beendeten alle ihre Tätigkeit und die Behörden strichen sie schrittweise aus dem Vereinsregister. 1876 teilte Matija Majar-Ziljski der Vereinsbehörde auch die Auflösung der Trdnjava mit. Aufseiten der deutschsprachigen Bevölkerung kann von solch einer Stagnation des Vereinslebens nicht ge- sprochen werden. Nach dem Wahlsieg des deutschli- beralen Lagers 1873 kam die Tätigkeit der sog. demo- kratischen Vereine ins Stocken, doch übernahmen die verschiedenen Gesangsvereine einen Teil deren Aktivi- täten und ab den 80er-Jahren des 19. Jh.s die Ortsver- eine der deutschnationalen »Abwehr«-Vereine, Deut- scher Schulverein und Südmark (→  Deutschnationale Vereine). Es kommt auch zur Gründung von Zweigstel- len des Deutschen Alpenvereins sowie von zahlreichen Feuerwehren. Die »Vereine der Demokraten« mussten sich in ihrem Wirken nach den realen Sprachverhält- nissen in Kärnten/Koroška richten. Im slowenisch- sprachigen Gebiet konnten sie ohne den Gebrauch des Slowenischen nicht auskommen. Teilweise hatten sie zweisprachige Statuten. Bei der deutschsprachigen Bevölkerung kommt es zu einer politischen Differen- zierung im Bereich der Vereinsaktivitäten. In immer größerem Maße kam es zur Gründung von Arbeiter- vereinen, die zwar nach außen die Internationalität ih- res Wirkens betonten, doch mit ihren konsequent ein- sprachig deutschen Statuten und Publikationen ihren deutsch-liberalen Konkurrenten folgten. Einen gewissen Einschnitt bedeutete die Gründung der Zeitschrift Mir von Andrej Einspieler 1882. Nach langen Jahren hatten die Slowenen in Kärnten/ Koroška wieder eine slowenische Zeitschrift zur Verfü- gung, die ihre Ansichten über die nationale Bewegung zum Ausdruck brachte und eine Plattform für das po- litische Wirken und die Agitation ebenso wie für das organisierte Kulturleben bot. Die Anregung für die Gründung von Vereinen kam in jenen Jahren aus →  Ljubljana, wo 1885 die →  Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Method-Verein] ge- gründet worden war. Der Verein befasste sich vor- nehmlich mit Schulfragen, doch waren vor allem seine Kärntner Zweigvereine auch im Kulturbereich aktiv. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden in Kärnten/Koroška
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
2 : J – Pl
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
502
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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