Seite - 738 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Kumer, Šimon
(→ Publizistik). 1969 erschienen bei der →
Mohorjeva
Družba in Klagenfurt/Celovec seine Erinnerungen an
den Zweiten Weltkrieg : Po sili vojak [Zwangsweise
Soldat].
Vor allem in seinem letzten Lebensjahrzehnt war er
auch beliebter Erzähler in der slowenischen Sendung
des ORF-Kärnten. In zahlreichen aufeinanderfolgen-
den Teilen stellte er in seiner unnachahmlichen bild-
haften Sprache die Geschichte einzelner Dörfer und
Höfe seiner breiteren Heimat vor.
Das durch intensive Archivrecherchen aufbereitete
historische Material beabsichtigte er als eigenständige
Publikation (»Dorfchronik«) herauszugeben. Inmitten
seines Schaffens ereilte ihn jedoch der Tod. Zu seinem
100. Geburtstag übernahmen sein Sohn Valentin und
sein Enkel Anton Kumer die Herausgabe und Re-
daktion des unfertigen Manuskripts. Im Oktober 2010
erschien bei der Mohorjeva in Klagenfurt/Celovec un-
ter dem Titel Da bi sonce posijalo … [Dass die Sonne
erstrahlen möge …] die Edition seiner »Heimatge-
schichte«, die in wenigen Wochen ausverkauft war.
Vorgestellt wird keine ländliche Heimatfilm-Ro-
mantik, sondern der Überlebenskampf zahlreicher Ge-
nerationen → Südkärntner Klein- und Mittelbauern.
Auffallend ist das ausgefeilte Gespür des Autors für das
Konkrete und Plastische. Stilistisch klingt er lebendig,
bildhaft und erzählerisch, gesättigt mit sinnbildlich
vermittelten Volksweisheiten. Die beschriebenen Men-
schen bleiben daher durch mehrere Generationen stets
lebendige Charaktere und sind keine faktografisch-sta-
tistischen Größen in den herrschaftlichen Urbaren und
Kirchenmatriken.
Die tragende Idee des Buches ist eine sprachpo-
litisch defensive : Durch Jahrhunderte wurde in den
Südkärntner Dörfern das Slowenische von einer Ge-
neration an die andere weitergegeben. In den letzten
Lebensjahrzehnten des Autors begann sich die sprach-
liche Situation jedoch gravierend zu wandeln (→ Assi-
milation, →
Germanisierung). Die älteren Generatio-
nen vermitteln ihrem Nachwuchs immer seltener ihre
eigene →
Muttersprache. Was sie von ihren eigenen
Vorfahren im Überfluss erhielten, geben sie nicht mehr
weiter, verweigern so ihren Kindern einen Teil ihrer
persönlichen Identität und – »enterben« sie solcherart.
Werke : Po sili vojak, pot koroškega Slovenca skozi drugo svetovno
vojno. Klagenfurt/Celovec 1969 (zwei Bd.) ; Da bi sonce posijalo … :
vaška kronika ; povesti in črtice z Blata in iz južne Koroške (V. und A.
Kumer, Hg.). Klagenfurt/Celovec 2010. Lit.: D. Nećak : Mirko Kumer, »Po sili vojak«. Klagenfurt/Celovec 1973.
Anton Kumer
Kumer, Šimon (Kassier, Kulturaktivist), →
Vogrče, Slo-
vensko katoliško izobraževalno društvo [Slowenischer ka-
tholischer Bildungsverein Rinkenberg].
Kundmachung (1) – kaiserliches Reichs- und
Landesgesetzblatt-Patent vom 4. März 1849. Das
kaiserliche »Patent vom 4. März 1849, wodurch die
Einführung eines allgemeinen Reichs-Gesetz- und
Regierungsblattes, sowie der Landes-Gesetz- und Re-
gierungsblätter angeordnet wird« (RuLGBlP), zählt zu
den gesetzlichen bzw. rechtsstaatlichen Meilensteinen
der Umsetzung des neuen Staatsverständnisses, wie es
sich insbesondere in den Bestimmungen bezüglich der
»Gleichberechtigung aller Völker des Reiches und der
Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetze« durch
die →
Oktroyierte Märzverfassung 1849 manifestiert
(→ Reichsgesetzblatt ; → Landesgesetzblatt). Es wurde
am selben Tage wie diese erlassen (und das unter Be-
rücksichtigung der literaturüblichen Kritik gegenüber
der Verfassung und ihrer mangelnden Umsetzung).
Das neue Gesetzblatt sollte, »gestützt auf die gleiche
Berechtigung und unbehinderte Entwicklung aller
Nationalitäten – alle Lande und Stämme der Monar-
chie zu einem großen Staatskörper vereinigen«. Dieses
Patent wurde integral in die Einleitung zum ›Allge-
meinen Reichs-Gesetz- und Regierungsblatt für das
Kaiserthum Österreich‹, Jg. 1849 (erschienen in Wien
1850) aufgenommen (S. II–IV) und mit weiterführen-
den Erläuterungen S. I und S. V–VII versehen, weshalb
in der entsprechenden Position im RGBl. (Nr. 153, S.
173) lediglich ein Verweis auf die Einleitung zu finden
ist.
Die verfassungsrechtliche Grundlage ist die Oktroy-
ierte Märzverfassung von 1849, deren Geltungsbereich
u. a. die für die slowenische Kulturgeschichte relevan-
ten Länder Steiermark/Štajerska sowie das Königreich
»Illirien, bestehend : aus dem Herzogthume Kärnten,
dem Herzogthume Krain, der gefürsteten Grafschaft
Görz und Gradiska, der Markgrafschaft Istrien und der
Stadt Triest mit ihrem Gebiete« sowie das Königreich
Ungarn (hinsichtlich des Prekmurje [Übermurgebiet])
sowie Kroatien umfasste.
§
5 der oktroyierten Märzverfassung statuierte : »Alle
Volksstämme sind gleichberechtigt, und jeder Volks-
stamm hat ein unverletzliches Recht auf Wahrung und
Pflege seiner Nationalität und Sprache«, wobei litera-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur