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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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811 Lied L. ist mit →  Lessiak und →  Kranzmayer einer der bekannteren Kärntner Germanisten, die in Deutschland »groß« geworden sind. 1890 wurde er in den obersten Schulrat des Königreichs Bayern berufen. Er wird Mit- arbeiter des Deutschen Wörterbuchs der Brüder Grimm. L.s Lebenswerk ist das Mittelhochdeutsche Handwörter- buch, das 1878 in drei Bänden veröffentlicht wurde, 1879 als Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Bis 1966 sind davon 32 (unveränderte) Auflagen erschienen. Das Mittelhochdeutsche Taschenwörterbuch wird noch heute von Germanisten als Standardbuch für das »Mit- telhochdeutsche« verwendet und zitiert, obwohl es den Wissensstand von 1878 darstellt. Umstritten ist heute der unklare Begriff und das →  Glottonym mittelhoch- deutsch. Es geht aus dem Wörterbuch nicht hervor, wel- che Quellen (Texte) L. verwendet hat. Es sind wohl Texte der Dichtkunst zwischen dem 11. und 15. Jh., nicht auch der nicht dichterischen Gebrauchsliteratur. Erkenntnishemmend aus der Sicht der Slawisten und Romanisten sind die spärlich verwendeten Glottonyme slawisch statt slowenisch und lateinisch bzw. mittellatei- nisch statt ladinisch. Dieser Forschungsstand ist heute noch weitgehend in der Germanistik literaturüblich. Ebenso literaturüblich ist, dass Wörter, die im »Lexer« vorkommen, per se »deutsch« bzw. »germanisch« sind, sodass die Existenz des Slowenischen und Ladinischen diminuiert oder vernachlässigt wird, was aus der ganz ungewöhnlichen Zahl von unveränderten Nachdrucken hervorgeht (→  »Entethnisierung«, →  Geschichts- schreibung). Der Großteil der sog. »mittelhochdeut- schen« Literatur stammt aus dem süddeutschen bzw. (zwei- und mehrsprachigen) bairischen Raum, wo im Mittelalter slowenische und ladinische Dialekte ge- sprochen wurden. Viel »Mittelhochdeutsches« ist da- her nach heutigem Verständnis einfach Ladinisch oder Slowenisch (→  Altladinisch, →  Walchen, →  Windisch, →  Minnesänger, →  Ostarrichi). Werke : Kärtnisches Wörterbuch. Erlangen 1860 (Diss.) ; Mittelhoch- deutsches Taschenwörterbuch. Würzburg 1879 (32. Auflage, Stuttgart 1966). Lit.: H. Brunner (Hg.) : Matthias von Lexer : Beiträge zu Leben und Werk. Stuttgart 1993. In : Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Beiheft 80. Otto Kronsteiner Lexikografie, →  Grammatik, →  Terminologie. L’hoste, Nikolaus (* 22. Oktober 1891 Niederlinxwei- ler, Kreis St.  Wendel, Preußen), Priester der Diözese Gurk, KZ-Häftling. War laut Tropper seit 26. März 1939 bis zur Flucht im Mai 1945 wegen Jugendseel- sorge in KZ-Haft. Laut Fried wurde der »Pfarrer in Mörtschach im Mölltal […] am 26. März 1939 ver- haftet und kam in die Lager von Dachau (9. Septem- ber 1939), Flossenbürg (27. September 1939), Gusen (16. August 1940) und Dachau (18. Dezember 1940). Hier blieb er bis zum Zusammenbruch.« Siehe →  Ver- folgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/ Koroška. Vgl. Lit.: J. Fried : Nationalsozialismus und katholische Kirche in Ös- terreich. Wien 1947, 130 ; P. G. Tropper : Kärntner Priester im Kon- zentrationslager. In : M. Liebmann, H. Paarhammer, A. Rinnerthaler (Hg.) : Staat und Kirche in der »Ostmark«. Frankfurt am Main [e. a.] 1998 (mit weiterführender Literatur), 411–449 (Priesterschicksale : 414–416). Lied, slow. pesem (homonym zu slow. pesem = Gedicht). Unter dem Oberbegriff Lied wird im Deutschen das →  Volkslied, →  Kunstlied und →  Kirchenlied ver- standen. Im Deutsch-windischen Wörterbuch von Os- wald →  Gutsmann, gedruckt in Klagenfurt/Celovec im Jahre 1789, bedeutet das slowenische Wort pesem einerseits Lied (S. 175, 532), zugleich aber auch Ge- sang (S. 114). Weitere Bezeichnungen für Lied sind peuka (175), peukica (176), zugleich Sängerin (242) oder Singerin (533) oder popeuka (175), wobei Letzteres zugleich Singstück (283) und popievati (283) singen bedeutet. Derjenige, der das Lied erfindet, ist der Rei- mer (230) oder Poet (218). Der Reimer (pesmoznavec, 230) ersinnt Lieder auf gleiche Reime (na enaki spad popeuke zmišluvati, 230, spadek bzw. zložik = Reim). Es kommt vor, dass im Lied der Ton (viža) bzw. die Me- lodie dreimal abgeändert wird (324) oder dass man das Lied aufschreibt, d. h. in Singnoten versetzt (na note oder na kote spraviti, razrediti, 283). Es gibt Begriffe für Singnoten (peuna mera, 283), Gesangsbücher (114, 175) sowie die Singkunst (peuna vmetalnost, znanost, 283) oder Tonkunst (glasaviednost, glasina znanost, 324). Im Slowenischen in Kärnten/Koroška bedeutete das An- singen (Koleda) damals zugleich ein Freudenlied singen (koleduvam, 511), und der Chor der Sänger schlechthin ist der Ansingechor (koledva, 511). Aus diesen sprachli- chen Merkmalen ist auf den Liedgebrauch im damali- gen →  Südkärnten/Južna Koroška zu schließen, indem die Annahme aus anderen Quellen bestätigt wird, dass eine Lied- und Gesangskultur im späteren oder heu- tigen Sinn der Gattung Kunstlied damals noch nicht bestand, dass aber der Kirchengesang, z. B. auf der Sän-
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
2 : J – Pl
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
502
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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