Seite - 894 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Mežiška dolina
deutschen Rüstungsindustrie. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde das nunmehr verstaatlichte Unterneh-
men modernisiert, die Produktion wurde ausgeweitet
und hochwertiger Edelstahl produziert. Das Stahlwerk
wurde das führende Unternehmen seiner Art in ganz
Jugoslawien.
Kulturschaffen. Wegen der frühen industriellen
Entwicklung entwickelten sich bereits in der zweiten
Hälfte des 19. Jh.s Arbeiter-, → Kultur-, Bildungs-,
Sport- und andere Vereine. An → Kirchtagen und Jahr-
markttagen in der M. d. spielte der slowenische Volks-
dichter und Volksmusiker Franc → Leder-Lisičjak
(1833–1908) aus Globasnitz/Globasnica auf. Um 1815
schrieb Jožef Šmelcer → Volkslieder der M.
d. nieder,
die später von Karel → Štrekelj veröffentlicht wur-
den. Im 19. Jh. wirkten hier noch weitere Volkspoeten
(→ Bukovništvo) : Um 1860 war dies in der Umgebung
von Prevalje Valentin Ocvirk, Ende des 19. Jh.s ist
Anton Lisičnik bekannt. Aus der Gegend von Ravne
war der Volkspoet Matija Kresnik (1821–1890), in
Lokovica lebte und dichtete der Landwirt und Müller
Jurij Krof (1845–1943). Im 20. Jh. lebte und wirkte in
Strojna der Volkspoet Blaž → Mavrel (1896–1977).
In Prevalje lebte und wirkte Mitte des 19. Jh.s der
Priester, Dichter, Übersetzer und Freund von France
→ Prešeren, Anton Oliban (1824–1860).
In Prevalje lebte Ende des 19. Jh. der Lehrer, Bür-
germeister und Maler Vincenc Pernikarz, der eine
Grafik des Ortes 1887 anfertigte. Christliche Figuren
und Holzschnitzereien fertigte der Holzschnitzer Gre-
gor Lipovnik (1889–1969), vulgo Rutnik aus Tolsti
Vrh bei Ravne na Koroškem.
Vor dem Ersten Weltkrieg waren bei Geselligkeiten
die → Tamburizzamusik ebenso wie die Streichmusik
sehr beliebt, unter den Knappen und Stahlarbeitern war
es die Blas- und Blechmusik. Zu Beginn des 20. Jh.s
waren die Musiklehrer Maks Štuk, vulgo Rogačnik
(1871–1956) und Maks Viternik (1905–1983) weit-
hin bekannt, unter den Zitherspielern war dies Filip
Večko – Lagoječi Lipi (1900–1989). In der M.
d. lebte
der Komponist Ludvik Viternik (1888–1973). Seine
Kindheit verbrachte Luka →
Kramolc in Šentanel.
Als Musikpädagoge fing er 1929 an, slowenische Volks-
und Heimatlieder von beiderseits der Staatsgrenze und
deren Orchestrierung zu publizieren. Allein oder mit
Mitarbeitern verlegte und veröffentlichte er mehrere
grundlegende Liedersammlungen und Übungsbücher
mit theoretischen Erläuterungen. Er setzte sich für den
Erhalt und die Belebung der Kärntner slowenischen überlieferten → Volkskultur ein und war unter den In-
itiatoren der Gründung des Chores Šentanelski pavri,
den seit 1964 Mitja Šipek leitet.
In Ravne bzw. im nahen Dobrije lebte Luka Juh
(1889–1974), der Arbeiterbetriebsrat war, Vorsitzender
des Sparvereins bratovska skladnica im Stahlwerk des
Grafen Thurn-Valsassina, Vorsitzender der Arbei-
terorchesters, Mitarbeiter von → Prežihov Voranc
sowie 1923 Bürgermeister der Gemeinde Guštanj.
Neben dem Volkslied gewann im 20. Jh. das → Chor-
wesen an Bedeutung. Unter den Gründern von Chören
und Musikpädagogen finden wir in Šentanel den Or-
ganisten Štefan Kramolc (1871–1956), der Volkslie-
der und religiöse Lieder niederschrieb, sowie Pankracij
Lampret (1887–1954), der Organist, Mesner, Chor-
leiter, Regisseur und Fotograf war.
In der Zwischenkriegszeit blühte das Laientheater
auf und zahlreiche Schauspielsektionen boten ver-
schiedene Stücke dar. In Črna wirkte im Kultur- und
Sportbereich Ivan Forstner (1905–1975). Er war
Schauspieler, Regisseur und Autor zahlreicher Stücke
sowie der Initiator des Delavsko prosvetno društvo Svo-
boda [Arbeiterkulturverein Svoboda (Freiheit)] in Črna
sowie der Delavsko telovadna enota [Arbeitersport-
Sektion]. 1925 wirkte er bei der Arbeiterolympiade in
Frankfurt am Main mit. In Črna leitete er den Tam-
burizzachor, gründete und leitete die Bücherei (1931–
1941) und war in verschiedenen politischen und Fach-
verbänden aktiv.
Im politischen und gesellschaftspolitischen Rahmen
wirkten zahlreiche bekannte Lehrer, darunter Rudolf
→ Mencin (1879–1968), der Oberlehrer, Schulins-
pektor und Publizist in Prevalje war, aber auch aktiv
an den militärischen Auseinandersetzungen um die
slowenische Nordgrenze teilgenommen hatte und
Mitglied der Grenzziehungskommission war. Er hatte
besondere Verdienste um den Anschluss von Libeliče
(Leifling) an Jugoslawien (→ Grenzfrage, → Volksab-
stimmung, →
Vertrag von Saint-Germain). Mit seinen
Mitstreitern Pavel Košir, Vinko → Möderndorfer
und Karel → Doberšek organisierte er das sloweni-
sche → Schulwesen in → Völkermartk/Velikovec unter
jugoslawischer Verwaltung.
Pavel → Košir (1878–1925), geboren in Augsdorf/
Loga vas, war Lehrer und Ethnologe und nach dem
Ersten Weltkrieg Organisator des slowenischen Schul-
wesens im Bezirk Völkermarkt/Velikovec sowie Be-
zirksschulinspektor. Von 1920 bis zu seinem Tod war er
Schuladministrator in Prevalje (→ Vertreibung 1920).
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur