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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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919 Mischsprache „St. Thomaš“ in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu, Aktivist unbekannt, Foto Bojan-Ilija Schnabl 26.12.2010 →  Relevanz und Redundanz von Sprache aufgrund einer dominanten →  Bildungssprache wurde die subjektive Verinnerlichung des Konzeptes einer M. als Vektor für die subjektive Begründung des →  Sprachwechsels und der Assimilation. Eng damit in Verbindung steht das Konzept des →  gemischtsprachigen Gebietes, das im his- torischen Kontext eigentlich das geschlossene sloweni- sche Siedlungsgebiet in →  Südkärnten/Južna Koroška bezeichnet und somit ahistorisch ist. Im Kontext des frühkindlichen →  Spracherwerbs hatte die ideologisierte gesellschaftliche Festigung des Konzepts der M. langfristige Folgen vor allem für die Slowenen in Kärnten/Koroška als Volksgruppe. Das Bewusstsein einer slowenischen Sprachkultur verrin- gerte sich paralell zur abnehmenden Sprachkompetenz der Elterngeneration und ihres damit einhergehenden sich wandelnden Selbstbildes. Und das spiegelte sich wiederum insbesondere auch in der dadurch geprägten Sprachvermittlung an die folgenden Generationen. Bei Sprechern der deutschen Sprache hat ein Verfall der Sprachkultur im gesellschaftlichen Kontext der Do- minanz einer Sprache in weit geringerem Maße Aus- wirkungen auf deren sprachlich-identitäres Selbstbild, da diesen Sprechern zumindest ein Vergleichswert für ihre subjektiv empfundene Sprachkompetenz fehlt (→  Identität, territoriale). Beim Spracherwerb insbesondere von Kindern ver- hält es sich in der Tat so, dass, wenn Eltern bzw. die Bezugspersonen (Lehrer) in der appellativen Kommu- nikation mit Kindern verschiedene Sprachen durchge- hend mischen, die Kinder ein entsprechendes Sprach- gemisch sprechen, in der die Ausgangssprachen je nach subjektiver bzw. emotionaler sowie je nach gesellschaft- licher Relevanz unterschiedlich zum Ausdruck kom- men. Das Kind vermischt verschiedene Sprachsysteme in inkohärenter Weise. Geschieht die Sprachmischung in einem weiteren gesellschaftlichen Umfeld, etwa in der Schule, kann es zur Pidginisierung der Sprachen und der Entwicklung einer neuen Pidgin-Sprache kommen (Creolisch). In einem Umfeld allerdings, in dem eine Sprache gesellschaftlich, wirtschaftlich, me- dial, rechtlich und im subjektiven Geschichtsbild – um nur diese Aspekte zu nennen – absolut dominierend ist, ist der transgenerationelle Effekt der M. die Reduk- tion der »Minderheiten«-Sprache auf Atavismen auf dem Niveau von →  Lehnwörtern und die Identität der dominierten Sprache geht verloren (→  Soziolekt). De Cillia spricht daher von der sog. »Halbsprachigkeit« oder »doppelten Halbsprachigkeit« bzw. »Semilingu- alismus«. Dabei handelt es sich um »eine steckenge- bliebene, unvollständige sprachliche Sozialisation bei Minderheitenangehörigen, eine Zweisprachigkeit, bei der sich aufgrund eines ungünstigen Verlaufs weder die eine noch die andere Sprache, daher auch die Spracher- werbsfähigkeit nicht voll entwickeln konnte, weil die schulische Sozialisation ausschließlich oder überwie- gend in einer Fremd- oder Zweitsprache erfolgt und die Entwicklung in der Erstsprache mit dem Schulein- tritt abbricht«. Im Kärntner Kontext ist dies einer der bedeutendsten strukturellen linguistischen Vektoren der →  Germanisierung der Slowenen (→  Zweispra- chigkeitsideologie, →  Minderheit). Das Mischen von Sprachen innerhalb von semanti- schen oder assoziativen Einheiten durch eine Bezugs- person (Elternhaus, LehrerInnen in der Volksschule/ Gymnasium, KlassenkollegInnen) im Lernprozess ist grundsätzlich eine besondere Herausforderung beim Erlernen jedweder Sprache. Je kleiner das Kind (mit Si- cherheit bis zu den ersten Volksschulklassen, aber auch später), desto weniger besitzt dieses die Abstraktionsfä- higkeit, die verschiedenen Sprachsysteme beim Hören eines Sprachgemisches zu unterscheiden, da es ad per- sonam lernt und die Sprache mit der Person assoziiert. Deshalb werden schließlich Sprachkurse im jeweiligen Mutterland der Sprache (Sprachferien, →  Immersion) und die sog. Konversationskurse mit Muttersprachlern für Erwachsene abgehalten. Verwenden also erwach- sene Bezugspersonen Fremdwörter, dann muss deren Gebrauch für das Kind klar als sprachlich fremdes Element identifizierbar sein (lautliche Anführungszei- chen). Hingegen ist das Erlernen von mehreren Sprachen mit mehreren Bezugspersonen grundsätzlich unproble- matisch und das Kind lernt so viele Sprachen, wie es Be- zugspersonen hat. Von Bedeutung ist, dass jede Sprach-
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
2 : J – Pl
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
502
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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