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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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940 Mythologie Dreikopf-Fragment aus St Martin Silberberg, Foto Peter Schwarz, Landesmuseum Kärnten tur oder Gesellschaft aufbaut. Das Wort Mythos (aus dem Altgriechischen μυθοσ = Wort, Rede, Botschaft, Nachricht, Kunde ; Mythos, Fabel) hat verschiedene Bedeutungen. Zunächst bedeutete der Mythos eine Erzählung über die Götter, eine Ideologie in erzählter Form, eine ursprüngliche Wahrheit, den Korpus sehr alter Symbole, die Dimension des Erfassens der Welt durch den Menschen. Später begann man die Mythen mit Erdachtem, Erlogenem, mit Märchenhaftem und Orakelhaftem in Verbindung zu bringen. In der Zeit der Renaissance wurde das Interesse an den antiken Mythen wiederbelebt. Im Zeitalter der Aufklärung und Romantik wiederum begann man sich für den »natürlichen« Menschen und seine Überlieferung zu begeistern. So z. B. Giovanni Battista Vico, Jean Jac- ques Rousseau, James Macpherson und Johann Gottfried Herder. Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm konnten ihre Forschungen bereits auf den Erkenntnissen von einer gemeinsamen Herkunft der meisten europäischen Völker aufbauen. Der Erste, der versuchte, die germanische Mythologie in ein einheitli- ches System einzuordnen war Jakob Grimm (Deutsche Mythologie 1835). Die mythologische Schule der Ro- mantik erkannte in der erzählerischen und dichteri- schen →  Überlieferung vorchristliche Göttergestalten und deren Verbundenheit mit der Natur. Dem folgte Max Müller (1823–1900), der das mythopoetische Denken hervorhob. Adalbert Kuhn (1812–1881) und Wilhelm Schwarz (1821–1899) sahen in Mythen den menschlichen Versuch, die Naturerscheinungen nach seinem eigenen Maß zu erklären. Ähnlich dachte auch Aleksandr Nikolaevič Afanasiev, der in den slawischen Mythen ebenfalls vor allem ihre inhaltliche Verbundenheit mit der Natur suchte. Mit seiner ani- mistischen, naturmagischen Theorie suchte Wilhelm Mannhardt in den Volksbräuchen und Überlie- ferungen nicht mehr Götter – sondern die Dämonen – Dämonologie. Es folgten der Evolutionismus, der Diffusionismus und die ritual-mythologische Rich- tung von James George Frazer und der Funktiona- lismus von Bronislav Malinovski ; Letzterer beruhte auf der Idee, der Mythos und die soziale Wirklichkeit seien funktionell verbunden. Sigmund Freud und Carl Gustav Jung fanden einen analytisch-psycholo- gischen Zugang zum Mythos. Wesentliche Impulse zur Entwicklung der Mythos-Forschung kamen von der französischen Schule eines Emil Durkheim, vom Strukturalismus eines Claude Lévi-Strauss und Roland Barthes, von der symbolistischen Theorie Ernst Cassirers, der semiotischen Ausrichtung von Mihail Bahtin, Vladimir N. Toropov und Vladi- mir V. Ivanov. In der Gegenwart sind semiotische Forschungen aktuell sowie die Richtung von Paul Ri- coeur und Mircea Eliades. Einige Studien heuti- ger Forscher sind postmodernistisch und übernehmen Methoden der vergleichenden und kognitiven My- thologie. Ein relevanter Zugang über die marxistisch- dialektische Methode von Alenka Goljevšček wurde mangels einer Übersetzung in eine große europäische Sprache international kaum rezipiert. Einen moder- nen kulturwissenschaftlichen Ansatz mit besonderer Berücksichtigung der transkulturellen Prozesse der →  Inkulturation im slowenischen/zweisprachigen Kul- turraum in Kärnten/Koroška verfolgt Schnabl. Die Kärntner slowenische Mythologie erhielt vor allem die Erinnerung an König Mathias Corvinus in der Figur des →  kralj Matjaž, die »wilde Jagd«, die →  Perchten (pehtra baba) und die Saligen Frauen oder →  Sibyllen (žal-žene). Zur Zeit der nationalen Wiedergeburt hat Urban →  Jarnik über die Kärntner Saligen Frauen
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
2 : J – Pl
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
502
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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