Seite - 1014 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Pečnik, Ivan
Pečnik, Ivan (St. Michael/Šmihel bzw. Rutach/Rute),
Liedersammler, → Liedersammlung, handschriftliche.
Pečnik, Vinko, vulgo Bicl (Ruttach/Rute nad Bistrico),
Kulturaktivist, → Liedersammlung, handschriftliche ;
→ Märchenerzähler ; → Šmihel. Slovensko katoliško iz-
obraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer
katholischer Bildungsverein für St. Michael und Um-
gebung].
Perchten, slow. Pehrta baba, Perhta oder Pehtrna. Am
Vorabend der Heiligen Drei Könige am 6. Jänner, der
im Slowenischen in Kärnten/Koroška pernahti (aus
dem deutschen Perchtennacht) genannt wird (→
Lehn-
wort) oder auch pernahtna bíla (nach dem Lateinischen
vigilia – Vorabend, Wachen), geht noch heute in eini-
gen Orten Kärntens die Pehtra baba von Haus zu Haus,
die bisweilen auch als Begleitperson der Heiligen Drei
Könige beim → Dreikönigssingen auftritt. Es handelt
sich dabei um die Umzugsmaske einer mythologischen
weiblichen Gestalt ambivalenter Natur, da sie schön
oder hässlich sein kann, und die die Kinder gleichzeitig
erschrecken und beschenken kann.
Traditionell trugen die hässlichen Perchten meist
eine dunkle Kleidung (Rock, Oberteil, Kopftuch oder
eine andere Kopfbedeckung). Über dem Gesicht tru-
gen sie verschiedenartige Ledermasken mit Hörnern.
In den mit Ruß verschmierten Händen hielten sie eine
Axt, eine Ofengabel (auf der oftmals eine Wurst auf-
gespießt war) oder einen Stab. Dieselbe Maske wurde
verschiedentlich auch zur Krampus-Darstellung bei
Nikolo-Umzügen verwendet.
Die Burschen, die die Schönperchten darstellten,
waren für gewöhnlich in helle, vor allem weiße Kleidung
und Umhänge gekleidet (Halbröcke, weiße Hemden
oder Jacken, weiße Kopftücher). Das Gesicht wurde
mit einem Schleier bedeckt (Kuret 1984 : 123–137).
Im tradierten Erzählgut wird die Pehrta baba mit
den Seelen der Toten in Verbindung gebracht, mit be-
stimmten zu verrichtenden Arbeiten, wie dem Spinnen,
dem Weben oder dem Waschen von Garn, sowie mit
Verboten, wann diese Arbeiten nicht gemacht werden
dürfen. Nach der Überlieferung erblinden jene, die sich
respektlos zu ihr zeigen oder es wird dies so bestraft,
dass ihnen die Axt in die Schultern gejagt wird. Jenen,
die die Fastenzeit nicht einhalten, wird der Bauch mit
der Ofengabel aufgeschlitzt (Kropej 2007 : 409).
Die Figur der Pehtra baba ist auch unter folgenden
Namen bekannt : Pehtra, Pehtrna, Pjehtrna, Pjerta, Pirta, Perta, Pjahtra, Pehta, Pehta krulja, Vehtra baba, Zlata
baba, Jaga baba, Ježi baba (Kropej 2007 : 409).
Im slowenischen ethnischen Gebiet war sie im obe-
ren Save-Tal und im → Val Canale/Kanaltal/Kanalska
dolina, in der nördlichen Primorska (hist. auch Küs-
tenland) und in Kärnten/Koroška verbreitet. Bekannt
ist sie aber auch im weiteren deutschsprachigen Be-
reich (wo sie Frau Holle oder Holde genannt wird), in
Tschechien/Böhmen (genannt Šperechta), in Mähren
und in der Slowakei sowie im weiteren westslawi-
schen Sprachraum, in Italien (genannt Befana) sowie
in Frankreich (genannt Tante Arie) (Kropej 2007 : 409 ;
Kuret 1984 : 125) (→ Inkulturation).
Kuret betrachtet die Perchten als Masken des tie-
fen Winters (bzw. als Masken der Mitte des Winters)
im weiteren euroasiatischen Raum, weshalb er sie auch
entsprechend slowenisch benennt (Sredozimka). Seiner
Ansicht nach entwickelte sie sich aus der Figur der eu-
rasischen Urmutter, und zwar in jenen Gesellschaften,
wo Frauen dominierten (Kropej 2007 : 409 ; Kuret
1998 : 458–459).
Mit der Pehtra baba ist auch der →
Brauch der Jagd
auf die Perchten (jaganje Pehtre) verbunden, der unter-
schiedlich gepflegt wurde und der unter verschiedenen
slowenischen Bezeichnungen bekannt ist : pehtrovanje
[Perchtenbrauch], Pehtro peti [Perchtensingen], Peh-
tro goniti [Perchten jagen], Pehtro zgonacti [Perchten
läuten]. Dabei begleiteten die Jungen die Pehtra mit
Glocken von Haus zu Haus oder durchs Dorf und
vertrieben sie so mit Lärm. Damit wurde der Win-
ter vertrieben und die Fruchtbarkeit herbeigezaubert
(Ložar-Podlogar 2007 : 409).
Lit.: SEL (H. Ložar-Podlogar : Pehtra ; M. Kropej : Pehtra baba) ; N.
Kuret : Maske slovenskih pokrajin. Ljubljana 1984 ; N. Kuret : Praznično
leto Slovencev : Starosvetne šege in navade od pomladi do zime. Druga
knjiga. Ljubljana 1998, 457–468.
Tomaž Simetinger : Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Perdon, Matthias (Perdan, Perdamus, Peerdamus,
Peerdon, Matjaž, Matija, * um 1563 in Krain/Kranjska,
† nach 1626 Kärnten/Koroška ?), Geistlicher.
Zunächst Soldat, entschied P. sich erst als Vierzig-
jähriger für den geistlichen Beruf. 1605 wird er in den
Quellen als Pfarrer von Tultschnig/Čajnče genannt.
Aus dem Jahr 1607 erhielt sich sein handgeschriebenes
Urbarium der pfarr Tultschnig sambt Lendorff. 1615 gab
es in Teilen Kärntens eine Salzburger Visitation, deren
Bericht 1616 vorgelegt wurde und in dem sich ein im
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Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur