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Gefälle, auch ist ihr Thalboden gewöhnlich in Stufen geordnet, die dann oft durch hohe
Wasserfälle oder Stromschnellen, wie zum Beispiel der Krimler Wasserfall, in einander
übergehen. Mittelst der Querjoche in den Hauptkämmen verbinden je zwei gegenüberliegende
Querthäler jene beiden Längenthäler, in welche sie münden. Die Zahl der Querthäler in
den Ostalpen ist sehr groß: das Trafen- nnd das Bielach-, das Gasteiner- und das
Krimler-, das Ziller- und das Ötzthal sind Querthäler. Das Gasteinerthal besteht aus
vier Thalstufen, die durch eben so viele prachtvolle Wasserfälle von einander geschieden sind.
Es geschieht jedoch nicht selten, daß ein Längenthal sich plötzlich in ein Querthal
verwandelt, indem es sich nach Außen hinwendet und der Fluß das vorliegende Gebirge
gewöhnlich in einem schlundartigen Spalte durchbricht. So thut der Inn zwischen Knfstein
und Rosenheim, die Salza bei Werfen, die Enns bei Altenmarkt, die Mur bei Bruck ze.
Zuweilen geht dieser Wechsel iu umgekehrter Ordnung vor sich und in einzelnen Fällen
wiederholt er sich ein- oder auch zweimal.
Der Werth der Thäler als Wohuplätze der Menschen wird von der absoluten Höhe,
dann von der Breite der Thalsohlen, serner von der relativen Höhe der Gebirgskämme nnd
von dem Grade ihrer Steilheit abhängen. Eine allzugroße Thalhöhe wird wegen Kälte
die Besiedlung des Thales hindern, ein breiter Thalgrnnd wird sie fördern. Eine allzu-
große relative Kammhöhe wird den Abfallswinkel der Berghänge vergrößern und die
Verwendung der letzteren zu Culturzweckeu aus mehrfache Weise schädigen. So ist in den
Zillerthaler Alpen die relative Höhe der Kämme am größten in den gesammten Ostalpen
(1.600 Meter), dafür steht aber auch der mittlere Abfallswinkel der Berghänge hier über
25°, während derselbe in den Hohen Tauern nur 23° und in den Ötzthaler Alpen
nicht ganz 20° beträgt. Aus diesem Grunde sehen wir den Ackerbau überall in größerem
Umfange betrieben als in den inneren Thälern der Zillerthaler Alpen.
Wichtig sind in dieser Beziehung die sogenannten Berg- und Berghangterrassen,
worunter wir jene, oft weit in die Länge gezogenen, entlang der Berglehnen und mit den
Thälern parallel laufenden Hochflächen verstehen, deren Form die obige Zeichnung besser
als jede Beschreibung verdeutlichen wird.
Sie kommen gewöhnlich nur iu breiten Längenthälern, seltener in Querthälern vor,
haben eine relative Höhe von 100 bis 300 Meter, sind meist nneben nnd von den Seiten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch