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plateauartigeu Erhebuugsmasseu, wie sie z. B. im Himalaya und in den südamerikanischen
Cordilleren vorkommen und das Auseinanderrücken der Längenthäler zur Folge haben.
Diese letztereu aber führen ohne viele Mühe nicht nur tief in das Juuere des Gebirges,
sonder» auch an die Mündungen der Querthäler, deren Zahl um so größer sein mnß, je
größer die der Längenthäler ist. Da sich nun die Querthäler beider Abhäuge an dem
Hauptkamme berühren, so wird es hier um so weniger an verhältnißmäßig tiefen Scharten
fehlen, über welche die Verbindung dieser Querthäler und daher auch jene von Längenthal
zu Längenthal leicht möglich ist. Die Ostalpen weisen in der That keine geringe Menge
tiefer Kammscharten ans. Die Dichtigkeit der Bevölkerung aber bringt das Eindringen der
letzteren selbst bis in die höchsten Lagen der Querthäler mit sich. So liegt z. B. die
Häusergruppe vou Rosen im Ötzthale nahe an 2,000, liegen die Dörfer Gurgl uud Beut
ebeudaselbst nahe an 1.900 und noch mehrere andere Ortschaften uud Gehöfte über
oder nahe an 1,800 Meter über dem Meere. Doch anch in diesen Höhen ist die Natur
in den Alpen nicht lässig in der Sorge, ihren Bewohnern ein zufriedenes und nicht selten
behagliches Dasein zu sichern. Die Viehzucht wird hier der Haupterwerb und ist je nach
der Höhenlage wohl auch mit etwas Feldbau verbunden; dies alles, wie nicht minder die
Befriedigung ihrer durch die Cultur gesteigerten Bedürfnisse macht die Verbindung der
Gebirgsbewohner sowohl unter sich als mit der Außenwelt zur dringenden Nothwendig-
keit und hat theils ihren eigenen Fleiß, zumeist aber die politischeu, wirthschastlicheu,
evmmereielleu und militärischen Interessen des Staates zur Herstellung jeuer vielen
Commuuicationeu angeregt, von denen eben die Rede war.
Österreich-Ungarn hat sich vou jeher durch große Sorgfalt für das Straßeuweseu
hervorgethan, uud um dies zu beweisen, wollen wir erwähnen, daß blos im Alpengebiete
sechs Gebirgskämme von Eisenbahnen und circa 60 höhere Gebirgssättel von
Kunststraßen übersetzt werden. Die Eisenbahnübergänge sind: am Semmering, am
Nenmarkter Sattel, der Griesenpaß, der Hüttauerpaß, der Brenner und der Arlberg. Im
Liesing-Paltenthale, bei Saisuitz im Canalthale (Kärnten) und auf dem Toblacherfelde
quert der Schienenweg nur drei niedrige Wasserscheiden, auf den Karstbahnen zwischen
Laibach und Trieft, zwischen Trieft nnd Fiume, dann zwischen Divaca und Pola läuft er
über die nur müßig hohen Plateanx des krainerischen und istrischey Karstes. Will man
auch diese rechnen, so besäße Österreich zwölf solcher Eisenbahnübergänge im Alpenlande.
Das Wort P a ß hat eine doppelte Bedeutung; man versteht darunter sowohl den
Übergang einer Straße oder Eisenbahn über einen hohen Gebirgskamm, insbesondere
aber die höchste Stelle desselben, als auch eine leicht zu vertheidigende und deßhalb auch
oft mit fortificatorifchen Anstalten versehene Thalenge. Zur Unterscheidung werden die
Pässe der ersteren Art Gebirgs-, jene der zweiten Thalpässe genannt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch