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sondern die auch vielfach zn Arbeiten außerhalb der Grenzen desselben, ja bis in die
entferntesten Welttheile berufen, die Wissenschaft selbst förderten und allerorts für dieselbe
Propaganda machten. — Neben dieser Anstalt sehen wir heute in gleicher Richtung thätig
die königlich ungarische geologische Landesanstalt in Budapest, die im Jahre 1868 gegründet
wurde, sehen nur theilnehmend an der Arbeit die von den Landesvertretungen in Böhmen
und Galizieu bestellten Aufnahmegeologen, sowie zahlreiche Vereine und Privatpersonen,
die ihre Kräfte theilweise oder ganz dem gleichen Zwecke widmen, sehen wir aber endlich
auch durch an allen Hochschulen des Reiches errichtete besondere Lehrkanzeln für Geologie
unsere Wissenschaft verbreitet und zur Geltung gebracht.
Eine reiche Summe von positiven Kenntnissen wurde durch diese Arbeiten bereits
gewonnen; bis in das weitestgehende Detail sind die Gesteinsarten, welche an der
Zusammensetzung unserer Gebirge Antheil nehmen, untersucht, die einzelnen Arten und
Abarten nach ihrer Zusammensetzung und nach der Zeit ihrer Bildung von einander
geschieden, und auf Karten in großem Maßstabe sind ihre Verbreitung und ihre Lagerungs-
verhältnisse ersichtlich gemacht, in umfangreichen Publicationen findet der Mann der
Wissenschaft wie der Praktiker, der die Producte des Mineralreiches verwerthet, oder
dessen Thätigkeit irgendwie von der Beschaffenheit und der Vertheilnng der Gesteine
abhängig ist, die für ihn erwünschte Belehrung. Nur in den knappsten Umrissen können
wir es hier versuchen, die für das Allgemeine wichtigsten Verhältnisse zur Darstellung zu
bringen, deren Kenntniß wir den erwähnten Untersuchungen verdanken.
Wirst man einen Blick auf eine geologische Karte des Reiches und vergleicht man
diese mit einer Höhenkarte desselben Gebietes, so wird man sofort die Abhängigkeit der
Oberflächengestaltung von der geologischen Zusammensetzung erkennen. Andere Gesteins-
arten herrschen in den Gebirgen und andere in dem Tieflande vor; in jeder Gebirgsgrnppe
wieder sind im Allgemeinen die Hochgebirge oder höheren Theile überhaupt anders
zusammengesetzt als das Mittelgebirge und das vorliegende Hügelland, und wieder von
anderer Beschaffenheit sind isolirte Bergkuppen, welche in einzelnen Gegenden, wie z. B. im
böhmischen Mittelgebirge oder an den Ufern des Plattensees in Ungarn, aus der Ebene
oder dem Hügellande emporragen.
In den Hochgebirgen und höheren Theilen der Mittelgebirge herrschen vielfach
Gebilde der sogenannten archaischen oder azoischen Epoche, die altkrystallinischen Gesteine,
die aus Quarz und aus in Krystallen erscheinenden Silikaten wie Feldspath, Glimmer,
Hornblende u. s. w. bestehen; sie lassen sich weiter scheiden in krystallinische Schiefergesteine,
die sich durch schiesrige Struktur und durch ihre Absonderung in regelmäßige Bänke,
sogenannte Schichtung auszeichnen, und in krystallinische Massengesteine, die zwar häufig
Zerklüftung, aber keine Schieferung und Schichtung zeigen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch