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Die Sedimentgesteine überhaupt, gebildet durch Absatz aus Wasser, sei es auf
rein mechanischem Wege, sei es durch Abscheiduug aus wässerigen Lösungen, uud zwar oft
unter Mitwirkung organischer Thätigkeit, sind beinahe stets durch sehr deutliche Schichtung,
sowie durch eingeschlossene Reste von Thieren und Pflanzen, sogenannte Versteinerungen
ausgezeichnet. Hinsichtlich ihrer petrographischen Beschaffenheit bieten sie keine große
Mannigfaltigkeit dar. Die wichtigsten Abarten sind die aus abgerollten Körnern älterer
zerstörter Felsarten bestehenden Sande , die dann meist weiter zu Sandsteinen erhärtet
sind; die aus größeren Geröllen bestehenden Schotter oder Geschiebe mit den durch ihre
Verkittung entstandenen Conglomeraten; die Schlammabsätze oder Thone, aus deueu
sich weiter die Schieferthone und die noch festeren Thonschiefer gebildet haben; die
meist dichten Kalksteine, an deren Bildung in den meisten Fällen die Stämmchen und
Schalen von kalkabsouderudeu Pflanzen und Thieren einen wesentlichen Antheil haben; die
Dolomite , die aus einer Mengung von kohlensaurem Kalk und kohlensaurer Bittererde
bestehen; endlich vulkanische Tuffe , die aus der Anhäufung und Verfestigung von
Asche und anderen Auswurfsprodueteu vou Vulkanen hervorgegangen sind.
Namentlich in wissenschaftlicher Beziehung aber weit höheres Interesse als die
Gesteinsbeschaffenheit der Sedimentgesteine bieten die in denselben eingeschlossenen Ver-
steinerungen. Ihr genaueres Studium hat gelehrt, daß seit dem Beginne eines organischen
Lebens, dessen erste sichere Spuren man in den, den krystallinischen Schiefergesteinen
unmittelbar auflagernden und darum ältesten Sedimentgesteinen vorfindet, bis zur reiche»
Entfaltung desselben in der Jetztzeit nach und nach eine lange Reihe verschiedener Faunen
und Floren die Erdoberfläche bewohnten, die, untereinander sowohl wie von denen der
Jetztwelt verschieden, gestatteten, die gesammten Sedimentgesteine nach der Epoche ihrer
Bildung, oder wie man sagt nach ihrem relativen Alter in eine größere Reihe von Forma-
tionen abzutheilen, deren jede durch ihre besonderen Versteinerungen charakterisirt ist.
Diese Formationen theilt man einerseits weiter in einzelne Glieder und Stufen,
wie solche auf geologischen Karten in größerem Maßstabe zur Darstellung gebracht sind,
anderseits hat man sie aber auch iu drei größere Gruppen vereinigt und zwar:
Die paläozoische Epoche mit vier Formationen, die in der Reihenfolge von
unten nach oben als 1. die Si lur- , 2. die Devon-, 3. die Carbon- und 4. die
Dyasformation bezeichnet werden; die zweite oder mesozoische Epoche, welche
1. die T r i a s mit der rhätischen Stufe, 2. die J u r a - uud 3. die Kreideformatiou
umfaßt, und die dritte oder känozoifche Epoche, der 1. die Eocen-, 2. die Neogen-
uud 3. die Dilnvial - und Al luvia l format ion angehören, welch letzterer auch die
noch heutzutage unter unseren Augen an den Müuduugeu der Flüsse u. s. w. in Bildung
begriffenen Ablagerungen, die jetzt noch fortwachsenden Korallenriffe u. s. w. zufallen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch