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führenden Gesteinen einen thonigen fruchtbaren Boden, der aber doch der steil geneigten
Gehänge wegen nur wenig den Ackerbau lohnt. So sehen wir, abgesehen von den voll-
kommen sterilen felsigeil Hochgipfeln und den mit Firn- und Gletschereis erfüllten Hoch-
mulden und Hochthälern, die höheren Theile des Gebirges über der Baumgrenze von
Graswuchs bedeckt, die tieferen meist von Wald, dem leider nicht überall die nöthige
Schonung zu Theil wird, bekleidet und nur auf sanfteren Gehängen und auf dem meist
schmalen Alluvialboden der Thäler dürftigen Ertrag liefernde Felder.
Auch an Schätzen des Mineralreiches sind unsere Centralalpen durchaus nicht reich.
Der einst lebhaft betriebene Bergbau auf Edelmetalle in den Hochgebirgen der Tauern,
in welchen sich der Bergmann zum Theil erst durch das Gletschereis den Weg zu dem
festen Gestein bahneu mußte, ist meist zum Erliegen gekommen, nicht sowohl infolge eines
Ausgehens oder einer Verarmung der Erzlagerstätten, sondern wohl hauptsächlich infolge
des Sinkens der Preise der Edelmetalle selbst im Vergleiche zu jenem der Lebensmittel,
welcher es unmöglich macht, mit dem Erzengniß der Arbeit den Preis derselben zu decken.
Das einzige Erzvorkommen von wirklich höherer nationalökonomischer Bedeutung in
unseren Centralalpen ist jenes von Spatheisensteinen an verschiedenen Stellen, namentlich
aber am Erzberg bei Hüttenberg, welches der blühenden kärntnerischen Eisenindustrie
zur Grundlage dient. Die mächtige Lagerstätte von Zinkblende und Spatheiseustein, die
stellenweise auch Bleiglanz und Kupferkies führt, am Schneeberg im Hinteren Theile des
Passeierthales in Tirol hat bei ihrer Ausbeutung mit zu großen Schwierigkeiten zu
kämpfen, als daß ein bedeutenderer Ertrag derselben zu erwarten stände, und andere Ein-
lagerungen wie die von silberhaltigem Bleiglanz bei Laas in Tirol und bei Ober-Zeiriug
in Steiermark, die verschiedene Erze führenden Quarzgänge bei Klausen in Tirol, der
Kupferkies, der in mehreren Gegenden im Chloritschiefer eingelagert vorkommt, haben
eine mehr nur loeale Bedeutung. Von anderen Mineralien wollen wir noch das Vor-
kommen von weißem krystallinischen Marmor, der sich zu Bildhauerarbeiten eignet, bei
Laas und Göslau in Tirol und das von Smaragd im Habachthale in Salzburg erwähnen.
Noch müssen wir, bevor wir das Gebiet der krystallinischen Mittelzone gänzlich
verlassen, mit wenigen Worten der Sedimentgesteine gedenken, die innerhalb dieses Gebietes
sporadisch sich vorfinden. Die Schollen älterer Sedimentgesteine, die schon früher erwähnt
wurden, gehören zum größten Theile der paläozoischen Epoche an. Als eine derartige
Scholle ist auch die muldenförmig den krystallinischen Schiefern aufgelagerte Masse
vou Thonschiefern und Kalksteinen zu betrachten, die am Ostende der Centralkette, in der
Grazer Bucht, auftritt und der Hauptsache nach der Devonformation angehört. Von
größerer Bedeutung für uns aber sind die Neogenablagernngen, die an mehreren Stellen,
namentlich in dem östlichsten Theil der Centralkette, den Grund größerer Thäler in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch