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Schneeberges verfolgen lassen über Neuberg, die Veitsch, das Feistereck, Eisenerz, wo sie
am Jnnerberger Erzberge sozusagen ihren Culmiuationspuukt erreichen, dann weiter über
die Umgegend von Radmer, Admont, Liehen, Werfen, Dienten bis Pillersee und Schwaz
iu Tirol. Die Erze, die zu den besten der Welt gehören, finden sich in mächtigen Lagern
und Lagerstöcken, zum Theil auch in Gängen, zumeist in Begleitung von Kalksteinen in den
oberen Schichten der Silurformation; ihre Ausbeutung, die schon zur Römerzeit betrieben
wurde, ist noch heute in stetem Aufschwung begriffen. Auf denselben Lagerstätten wie die
Spatheisensteine und zusammen mit ihnen findet sich häufig Kupferkies, doch selten in
bauwürdiger Menge. Wichtiger sind die Lagerstätten dieses Minerales im Thonschiefer,
die bei Kallwang in Steiermark, bei Mitterberg und Zell am See in Salzburg und bei
Kitzbüchel in Tirol einbrechen.
Einer anderen, und zwar nach der jetzigen Anffassuug der Dyasformation gehören
die Lagerstätten von silberhaltigen Fahlerzen an, die bei Schwaz in Tirol im Kalkstein
auftreten. Im Mittelalter, trotz der mangelhaften technischen Hilfsmittel, durch eine» mit
bewunderungswürdiger Energie betriebenen Bergbau ausgebeutet, lieferten sie den berühmten
Augsburger Kaufherren und späteren Grafen Fugger einen Theil ihrer großen Reichthümer;
später kamen aber auch diese Bergbaue in Verfall und in neuerer Zeit mit großen Kosten
unternommene Versuche, sie wieder ertragfähig zu machen, blieben leider erfolglos.
Andere minder wichtige Erzvorkommen übergehend wollen wir nur uoch erwähnen,
daß in den Umgebungen von Schottwien nicht unbedeutende Brüche zur Gewiuuung von
Gyps im Betriebe stehen, und daß am Semmering sowohl wie an einigen Stellen in
Steiermark Magnesit in der Granwackenzone auftritt, der zur Erzeugung feuerfester
Materialien benützt werden kann, aber bisher nur wenig Verwendung findet, endlich daß
auch die Graphitlager, die an einigen Stellen in Steiermark in der Umgegend von Rotten-
mann ausgebeutet werden, nicht, wie früher angenommen wurde, der archaischen, sondern
der paläozoischen Periode angehören.
Schon früher wurde erwähnt, daß die südliche Granwackenzone in weniger Regel-
mäßigkeit verlanse als die nördliche. Die größten Störungen in derselben werden hervor-
gebracht durch ein den Nordalpen völlig fremdes Element, den eruptiven Porphyr, der mit
seinen festen Gesteinen und seinen Tuffen in Südtirol in den Umgebungen von Bozen auf
weite Strecken hin den Charakter der Landschaft, aber anch den des ganzen Gebirgsbanes
beherrscht. Die ans der Gegend von Marburg bis gegen Brixen und Meran, dem Nord-
ende des Porphyrgebietes, nahezu ostwestlich verlaufende Grenze zwischen den krystallinischen
Schiefern uud den Sedimentgesteinen erhält von Meran ab eine südsüdwestliche Richtung
und biegt erst wieder westlich von Riva auf italienischem Gebiete nach Westen um. Der
Porphyr vou Bozen gehört der Dyasformation an; er bildet, im Ganzen betrachtet, ein
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch