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massiges Hochplateau, welches durch ties eingeschnittene wilde Schluchten zertheilt ist,
auf seinen Flächen und gerundeten Bergkuppen aber, wie das vorstehende Bild solche
von der Haselburg bei Bozen aus gesehen zur Darstellung bringt, eine reiche Vegetation
trägt. Die ursprüngliche Farbe des Gesteins ist graugrün, das dunkle Roth, mit welchem
die Felswände gegen das Weiß der umliegenden Kalkgebirge so auffallend abstechen, ist eine
Folge der Verwitterung, der das Gestein rasch unterliegt. Auf das Innigste verbunden mit
dem Porphyr sind allerorts aus den Trümmern desselben entstandene rothe Conglomerate
und Sandsteine, die man als Verrncano und als Grödeuer Sandstein bezeichnet.
3. Nördliche Kalkzone.
Ans irgend einem der großen Längsthäler der nördlichen Granwackenzone nach
Norden blickend, gewahren wir im scharfen Gegensatz zu deu sanfteren, mit Wald oder
Weidegrund bedeckten Lehnen im Süden nahezu senkrecht aufsteigende nackte weiße Wände
mit steilen Schuttkegeln an ihren? Fuße, die aus Kalksteinen bestehen. Sie bildenden prallen
Südabsturz des breiten Berggürtels, den man unter dem Namen der nördlichen Kalkalpen
begreift. Diese Kalksteine setzten infolge ihrer auch in verschiedenen geologischen Horizonten
sehr ähnlichen petrographischen Beschaffenheit, sowie einer seltenen, meist nur auf einzelne
isolirte Stellen beschränkten Petresactenführnng wegen früher einer detaillirteren Gliederung
große Schwierigkeiten entgegen; ohne sie weiter in Stufen abzutheilen, bezeichnete man
sie mit einem Collectivnamen als „Alpenkalk". Gegenwärtig sind aber diese Schwierigkeiten
größtentheils überwunden. Man hat erkannt, daß alle Formationen von der Trias- bis
hinauf zur Eocenformation in dem Alpenkalk vertreten sind, und namentlich die, wenn auch
meist wenig mächtigen Zwischenlagen von schieferigen, mergeligen oder sandigen Gesteinen
haben es erleichtert, auch die kartographische Trennung der einzelnen Formationsstufen
fast allerorts mit befriedigender Sicherheit durchzuführen. Bezüglich einer eingehenderen
Darstellung dieser Stufen oder einer Erörterung der Gliederung der ganzen Kalkzone
müssen wir auf geologische Specialwerke verweisen.
Das tiefste Glied des ganzen Schichtencomplexes bildet ein glimmerreicher,
schieferiger, meist roth oder bnnt gefärbter Sandstein, der sogenannte Werfen er
Schiefer, der überall an der Grenze zwischen den paläozoischen Gesteinen der Granwacken-
zone nnd den mesozoischen der Kalkalpen allstritt, aber auch vielfach in Aufbrüchen im
Gebiete der letzteren selbst entblößt ist. Durch seine allerorts gleich bleibende petrographische
Beschaffenheit und eine aus wenigen, aber leicht erkennbaren Arten bestehende Fauua
ist dieser meist wenig mächtige, der untersten Trias angehörige Schichtencomplex uns zu
einem wahre» Ariadnefaden geworden, mit dessen Hilfe wir uns in dem Labyrinth der
Kalkgebirge zurechtfanden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch