Seite - 116 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
Bild der Seite - 116 -
Text der Seite - 116 -
116
Mexico ein Analogon findet. Sie begleiten durchwegs die südliche Innenseite der Nord-
hälfte des karpathischen Gebirgsbogens, welchen sie demnach gegen das große Senkungsfeld
der ungarischen Tiefebene sowohl, wie auch gegen das relativ hoch gelegene neogene
Hügelland Mittel-Siebenbürgens scharf abschließen. Die erste, mehr stockförmige Trachyt-
masse ist in dem berühmten Schemnitzer Gebirge entwickelt, welchem sich weiter im
Süden das die beiden Ufer der Donau beherrschende Graner Trachytgebirge, auch
Douau-Trachytgruppe genannt, anschließt. Dieses letztere kann man als einen Theil des
später zu erwähnenden ungarischen Mittelgebirges auffassen, uud ein Gleiches gilt von
dem breiten Stock der Mät ra , dessen trachytische Gesteine von dem linken Ufer der
Zagyva zwischen Apcz und Päszto ostwärts zu verfolgen sind über Erlau bis in die
Gegend von Miskolcz.
Weiter schließt sich das von Süden nach Norden streichende Tokaj-Eperieser
Gebirge an, welches die krystallinischen und die älteren Sedimentgesteine des ober-
ungarischen Gebirgsmassives im Osten abschneidet, dann folgt der längste und mächtigste
Zug unserer Gesteine, das von Nordwest nach Südost streichende Vihor la t -Gut iu-
Gebirge, welches nach kurzer Unterbrechung in der die gleiche Richtung verfolgenden
Hargi t ta Siebenbürgens eine directe Fortsetzung findet. Von verhältnißmäßig unter-
geordneter Bedeutung sind Trachytdnrchbrüche in den südsiebenbürgischen und Banater
Gebirgen, wogegen dieselben wieder in dem Biharstocke eine wichtige Rolle spielen.
Wir haben die Gesteine, welche die eben aufgezählten Gebirgsstöcke und Ketten
zusammensetzen, mit dem Collectivnamen „Trachyte" bezeichnet. Schon bei oberflächlicher
Untersuchung zeigen dieselben aber sehr große Mannigfaltigkeit, und die Arten und Abarten,
in welche man sie scheiden kann, nehmen um so mehr au Zahl zu, je schärfer man mit
Zuhilfenahme des Mikroskopes und der chemischen Analyse ihre Bestandtheile zergliedert.
Als durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal dient vor Allem die Art des den wesentlichsten
Bestandtheil bildenden Feldspathes. Gehört derselbe zu den Plagioklasen, so bezeichnet
man das Gestein als Andesit, ist er dagegen glasiger, rechtwinklig spaltbarer sogenannter
Sanidin, so ist es ein echter Trachyt. Andesite nuu sind es, die in weit vorwaltender
Masse unsere ungarisch-siebenbürgischen Trachytgebirge zusammensetzen. Sie zeigen eine
dichte Grundmasse, dunkle graue bis schwarze Färbung, relativ große Widerstandsfähigkeit
gegen Verwitterung und darum schroffe Bergformen. Als eine Abart der Andesite siud die
Grünste iuträchyte zu betrachten, die vorwaltend grün gefärbt sind, viel Hornblende
enthalten, leicht verwittern, sich dabei braun färben und meist gerundete Felsformen, schön
glockenförmig gewölbte Berge bilden; ihre Unterscheidung von den gewöhnlichen „grauen
Andesiten" beruht mehr auf geologischen als auf rein petrographischen Merkmalen,
eine besondere Berechtigung erhält sie aber dadurch, daß die Grüusteiutrachyte ausschließlich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch