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bisweilen zu reineren Mergelkalken ausbilden. Nur selten enthalten sie organische Reste;
doch ist es dem Eifer der Geologen, welche mit der schwierigen und scheinbar undank-
baren, aber wichtigen Aufgabe betraut waren, die geologische Aufnahme dieser Gebiete
durchzuführen, gelungen, die einzelnen Stufen der Kreide- und Eocenformation, welche
in denselben vertreten sind, mit befriedigender Sicherheit zu trennen und gegeneinander
abzugrenzen. Nicht nur in wissenschaftlicher, sondern auch in praktischer Beziehung ist das
Ergebniß dieser Arbeiten von großem Werthe. Dieselben haben gelehrt, daß die in neuerer
Zeit zu so großer Bedeutung gelangten und wichtigsten Mineralprodncte der Karpathen-
sandsteine, Pe t ro leum und Erdwachs, an ganz bestimmte Stufen der Schichtenreihe,
und zwar an die der unteren Kreide angehörigen Ropiankaschichten und an gewisse, dnrch
die Überreste von Fischen charakterisirte Schiefer, die der oberen Eocenformation angehören,
gebunden sind; hierdnrch, wie durch die Feststellung der Thatsache, daß vorzugsweise die
Schichtsättel es sind, an welchen der bedeutendste Reichthum au Mineralöl sich einstellt,
ist für die Schürfungen nach demselben eine sichere wissenschaftliche Basis gewonnen.
Das Vorkommen von Petroleum unterscheidet die Sandsteine der Karpathen in
vortheilhaster Weise von jenen der Alpen; aber auch Eisensteine, zwar nicht von besonderer
Reichhaltigkeit und Güte, sind denselben eigen und werden namentlich in den großen
Hüttenwerken in den Umgebungen von Teschen zu Gute gebracht. — Was dagegen das
Steinsalz betrifft, dessen Lagerstätten in Galizien eine so große Bedeutung besitzen, so
gehören dieselben nicht, wie öfter angenommen wurde, dem Karpathensandstein selbst an,
sondern den diesem vorgelagerten Neogenschichten, auf welche wir später zurückzukommen
noch Gelegenheit haben werden.
Noch einer Erscheinung endlich sei flüchtig gedacht, welche dem Gebiete der Karpathen-
sandsteine eigen ist. An vielen Stellen ragen aus dem umgebenden weichen Gesteinsmateriale
isolirte Kalkfelsen, entweder ganz vereinzelt oder in Reihen zu größeren Gruppen vereinigt,
empor, die älteren Formationen, und zwar zumeist der Juraformation angehören und
gegen welche die Sandsteine in discordanter Schichtenstellung abstoßen. Man hat diese
Felsen sehr treffend als Klippen, die aus dein Sandsteinmeere auftauchen, bezeichnet. An
manchen Stellen sind sie in überaus großer Zahl zu beobachten; so hat man in einem
Znge zwischen Rogoznik bei Nenmarkt in Galizien und Siebenlinden, der eine Längen-
erstreckung von 85 und eine Breite von nur 4 Kilometer einnimmt, über 2.000 derartige
Klippen gezählt, von welchen manche einen nur weuige Meter betragenden Umfang
besitzen, aber jede für sich eine tektonische Einheit darstellt und durch zwischenliegende
Sandsteinmassen von den Nachbarklippen getrennt ist. Zur Erklärung des ganzen
Vorkommens, welches in das ewige Einerlei der Sandsteingebiete eine in geologischer wie
landschaftlicher Beziehung gleich erfreuliche Abwechslung bringt, darf man wohl annehmen,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch