Seite - 125 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
Bild der Seite - 125 -
Text der Seite - 125 -
125
abfallende Plateau der Nordhälfte von Oberösterreich, von der baierischen Grenze bis
zum Jsperthale und setze» von hier in zwei Ästen nach Norden fort, der eine im Westen
über den dominirenden Plöckenstein, welcher mit dem düstern See an seinem Fuße ein
treffliches Charakterbild der Granitlandschaften darstellt, bis zum Moldauthal, der andere
im Osten an Gmünd und Neuhaus vorüber bis in die Umgegend von Jglau in Mähren.
Ebenso finden wir dieses Gestein in ausgedehnten Partien an der Nordwestseite des
böhmischen Festlandes in den Umgebungen von Klattan und Pisek nach Nordost bis in die
Nähe von Böhmisch-Brod, dann im nördlichen Böhmerwald, im Fichtel- und Karlsbader
Gebirge, sowie am Westende des Erzgebirges. In der Osthälfte des letzteren ist Granit
verhältnißmäßig mir untergeordnet vertreten, an seiner Stelle finden wir aber in den
Umgebungen von Niklasberg, Graupen und Teplitz mächtige Durchbrüche von Quarz-
Porphyr. Im Riesengebirge endlich tritt eine eigenthümliche Varietät des Granites zu Tage,
welche dnrch rothen Feldspath nnd schwarzen Glimmer charakterisirt ist und als Grani t i t
bezeichnet wird. Von weiteren Massengesteinen der archaischen Formation erwähnen wir
nur noch den Syenit, der in einem von Nord nach Süd gestreckten Stocke bei Brünn das
bedeutendste Vorkommen dieser schönen Gebirgsart in der Monarchie überhaupt darstellt.
Die Verwitterung der krystallinischen Gesteine liefert auch hier fast allerorts einen
der Vegetation günstigen Boden. Ohne in weitere Details darüber einzugehen, sei hier nur
an die ausgedehnten Forste, zum Theile Urwälder des Böhmerwaldes erinnert, eines
Gebietes, das aber auch durch seine großen Torfmoore ein eigenthümliches Gepräge erhält.
Überaus mannigfaltig sind die nutzbaren Prodnete des Mineralreiches, welche die
archaischen Gesteine unserer Nordwestläuder darbieten. Als eines der wichtigsten derselben
dürfen wir die vortrefflichen Werk- und Pflastersteine bezeichnen, welche aus den Graniten
am Donau-Ufer namentlich in den Umgebungen von Mauthausen gewonnen werden; von
geringerer Bedeutung dagegen, einzelne Vorkommen abgerechnet, erscheinen heutzutage die
Erzlagerstätten. Sage und Geschichte, nicht minder sicher aber auch die dem kundigen Auge
erkennbaren Spuren an der Oberfläche des Landes, wie Gesteinshalden, Pingenzüge, dann
Seifenhügel entlang dem Laufe der Bäche uud Flüsse geben Kunde von der ausgedehnten
bergmännischen Thätigkeit, welche ehedem im Böhmerwalde zur Gewinnung von Edel-
metallen herrschte, eine Thätigkeit, deren Beginn in die böhmische Mythengeschichte des
VII. und VIII. Jahrhunderts, in die Zeiten Kroks, der Libnsa und Premysls znrücksührt,
deren Blütezeit aber in das X. bis XII. Jahrhundert zu fallen scheint. Gegenwärtig ist
dieselbe beinahe gänzlich erloschen, und wichtiger fast als die wenigen jetzt noch in Abban
stehenden Gänge mit Edelmetallen erscheinen die Graphitlager, die an zahlreichen Stellen
in Böhmen, Mähren und Niederösterreich meist in Begleitung von körnigem Kalkstein in der
hereyuischen Gneißformatiou auftreten. Verfolgen wir die archaischen Gesteine weiter nach
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch