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Die Tiefländer und großen Neogenbecken.
Gemeinschaftlich allen hier in Betracht kommenden Gebieten ist, daß sie von vorzugs-
weise lockeren, meist horizontal gelagerten und nur hin und wieder au den Rändern local
aufgerichteten Schichten der Nevgenformation, auf welche dann weiter noch Diluvial- und
Alluvialablagerungen liegen, ausgefüllt sind.
Man gliedert diese Neogeuschichten weiter in eine untere S tu fe mit reicher
mariner Fauna von mehr weniger subtropischem Charakter, iu die sarmatische S tu fe
mit verarmter Fauna von mehr nordischen! Gepräge und die Congerienftufe, deren
Schalthiere in brackischen oder süßeu Gewässern gelebt haben. Allen Stufen sind Reste von
Landthieren und -Pflanzen eingebettet, die vom Festlande nnd den Inseln eingeschwemmt
wurden; vielfach findet man auch in den tiefereu Stufen Absätze aus Süßwasser.
Die Ablagerungen in den Tiefländern vorzugsweise liefern den fruchtbarsten Boden
für die Landwirthschaft, bieten aber in dieser Beziehung nach ihren petrographischen
Merkmalen erhebliche Unterschiede. So bedingen die Thone, Mergel nnd Sandsteine, die
in vielfacher Wechsellagerung innig mit einander verbunden vorkommen, meist einen
fruchtbaren Boden. Der Leithakalk, ein zoogenes, aus den Kalkabsonderungen von
Korallen und steinbildenden Algen, dann Gehäusen von Protozoen und Mollusken
bestehendes Gebilde, das verbreitetste Kalkgestein der marinen Nevgenformation und der
Cerithieukalk der sarmatischen Stufe sind häufiger mit Wald bedeckt als zur Feldcultur
verwendet. Der Diluvialsaud und Schotter, zu welchen auch der am Rande der Gebirge
oft in erheblicher Menge verbreitete Glacialschntt — nnter Mitwirkung der Gletscher
anfgehänfte Geschiebe- uud Saudmassen, — dann der Flugsand gehören, bilden häufig
sterilen Boden, wogegen wieder der Diluviallehm uud insbesondere der über weite Gebiete
verbreitete Löß sich durch große Fruchtbarkeit auszeichnen. Letzterer ist ein lockerer,
feinerdiger, kalkhaltiger Lehm, der keine deutliche Schichtung zeigt, keine Reste von Wasser-
thieren, sondern vorzugsweise nur solche von Landschnecken und Landsäugethieren enthält
und sich dadurch als eine Anhäufung von feinen, durch die bewegte Luft zusammen-
getragenen Gesteinspartikelchen, als eine snbaerische Bildung zn erkennen gibt.
In dem oberen Donau-Becken, soweit dasselbe in das Gebiet unserer Monarchie
fällt, herrschen am Rande gegen die Alpen Schotter und Konglomerate, weiter gegen die
Donau zu meist petrefaeteuarme, der marinen Stufe ungehörige Sande und sandige Thone,
die unter der Localbezeichnuug Schlier bekauut sind, vor. Reinere Kalksteine fehlen
gänzlich. Einer höheren, wahrscheinlich der Congerienftufe, fallen die mächtigen Massen von
Schotter und Conglomerat zu, die im Hausruckgebirge herrschen, sowie das reiche Liguit-
flötz an der Basis derselben, welches in energisch betriebenen Bergbanen ausgebeutet wird.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch