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Das Wiener Becken mit seiner reichen Gliederung und Petrefaetenführung, aber
auch mit seiner leicht zugänglichen Lage vor den Thoren der Residenzstadt ist der Aus-
gangspunkt für alle genaueren Untersuchungen der Neogenschichten des Reiches geworden
nnd wird dasselbe au späterer Stelle ausführlicher behandelt.
Das kleine und das große nngarisch-steirische Becken, welches zur Neogeuzeit
mit dein Wiener Becken und dem siebenbürgischen Mittelland durch offene Commnnieationen
verbunden war, zeigt zu Tage gehende Neogenschichten hauptsächlich uur an den Rändern
des Festlandes und der aus der Tiefebene emporragenden Inseln. Alle Stufen der
Formation sind in denselben vertreten und an vielen Stellen schließen sie reiche Brauu-
kohlenflötze ein. Die größten Flächen in den mittleren Theilen des großen Beckens werden
bis zu noch uuergrüudeten Tiefen von Diluvial- und Alluvialgebilden erfüllt. Zu diesen
gehört aber der durch seine außerordentliche Fruchtbarkeit berühmte Humusboden in den
Theißniederungen und dem Banate ebensowohl, wie der Flugsand, der in anderen Theilen
unseres Gebietes ausgedehnte Landstriche zur Wüste macht.
Das Mit te l land Siebenbürgens , welches wir, wenn es auch im Gegensatze zur
ungarischen Tiefebene als ein von Berg- und Hügelzügen bedecktes Hochland erscheint,
seiner geologischen Beschaffenheit wegen doch auch hier anführen müssen, stellt ein von
Neogenschichten erfülltes Becken zwischen den höheren es umringenden Randgebirgen dar;
es erhält seinen Hauptcharakter durch meist lockere, mehr weniger thonige Sandsteine, die
größtentheils der sarmatischeu und der Congerienstuse anzugehören scheinen. An dem West-
und Südrande sind aber, und zwar zum Theile sehr petrefacteureiche Mariuschichteu
entwickelt, und eine ganz besondere Bedeutung erhält dieses Becken durch seine reiche
Steinsalzsührnng. An zahlreichen Stellen durch Bergbaue aufgeschlossen, an anderen, wie
in der Umgegend von Parajd, in nackten Felsmassen unmittelbar zu Tage stehend, an vielen
anderen endlich dnrch Salzquellen, die aus dem Boden hervorbrechen, verrathen, bilden
die Salzvorkommen einen hauptsächlich nur an der Südseite auf längere Distanz
unterbrochenen Ring, der sich die Ränder des ganzeu Beckens entlang fortzieht und im
Nordeu auch in die Bucht der Marmaros eingreift, in welcher die Salzbergbaue vou
Rhvuaszek, Sugatag und Szlatina im Betriebe stehen.
Das nordgalizische Tief land endlich, aus welchem in der weiteren Umgebung
vou Lemberg in ziemlicher Verbreitung der oberen Kreide ungehörige Gesteine auftauchen,
zeigt in einer, wenn auch mehrfach uuterbrocheueu Zone entlang dem Rande der Karpathen
marine Neogenschichten, die wie jene Siebenbürgens dnrch eine reiche Salzführung aus-
gezeichnet sind; dieselbe wird insbesondere in dem weltberühmten Bergbaue von Wieliezka
ausgebeutet. Weiter im Norden treten Neogengesteine hauptsächlich uur in den östlicheren
Theilen des ganzen Gebietes sowohl in einzelnen Inseln, als auch entlang dem Laufe
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch