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kommt namentlich im Sommer zur Geltung. Um die Wintermitte, wenn so ziemlich ganz
Österreich-Ungarn bis auf den Küstensaum der Adria und das untere Etschthal unter
einer mehr oder minder dauernden Schneehülle liegt, machen sich die Unterschiede von
Hoch uud Niedrig in Bezug auf die Wärmeverhältnisse, soweit bewohnte Ortschaften in
Betracht kommen, nicht besonders geltend. Selbst in den höchsten Alpenthälern, in Vent
und Suldeu, in circa 1.840 Meter Seehöhe, das ist mehr als 60 Meter höher als der
Gipfel des Schafberges, ist auch der Jänner kaum um 2° und 1° kälter als in Klagenfurt
(Vent —8°1, Snlden —7°1), und selbst bis zu den Berggipfeln hinauf steigert sich die
Kälte nicht sehr erheblich.
Ganz anders im Sommer. Schon von weitem zeigen da die Hochgipfel der Alpen
ihre schneeschimmernde Pracht uud geben zu erkennen, daß der Winter da oben seine
dauernde Heimstätte aufgeschlagen hat. In den Niederungen herrscht dann eine sehr gleich-
mäßig verbreitete Wärme. Im südlichen Dalmatien hat der Juli 25° Mittelwärme und
an der Nord- und Ostgrenze der Monarchie noch 19 bis 20° in Seehöhen bis zu
300 Meter; in den Niederungen Südungarns 22 bis 23°. Noch gleichmäßiger ist eigentlich
die Temperatur während kürzerer heiterer Sommerperioden vertheilt; es gibt dann etwa
bis zur angegebenen Höhenzone kaum einen Unterschied in der gelegentlich vorkommenden
größten Sommerwärme. Wer dann Erfrischung suchen will, darf nicht nach Westen,
nach Osten oder Norden seine Schritte lenken, er muß die Berge hiuausteigen. Hier findet
er in rascher Folge verschiedene Klimagürtel übereinander, aus der brennenden Sommer-
hitze der Niederungen gelangt er in den Hochthälern von 1.300 bis 1.800 Meter Seehöhe
zu Frühlingstemperaturen. Vent und Snlden haben im Juli eine Mitteltemperatnr, die
wenig höher ist als die des April in Wien. Neben der Seehöhe haben im Sommer auch eine
dichte Vegetationsdecke, namentlich die Wälder einen abkühlenden Einfluß, so daß mau
i» Waldthäleru schon in geringeren Seehöhen eine sehr gemilderte Sommerwärme antrifft.
Daher bieten auch die waldreichen Mittelgebirge im Norden der Monarchie, sowie die
Karpathen sommerkühle Orte bis zu Seehöhen von 500 Meter herab. Nnr die Alpen
erheben sich mit ihren höchsten Gipfeln so weit über das Meeresnivean, daß die dadurch
bedingte Wärme-Abnahme genügt, die Schneemassen des Winters nicht mehr zum völligen
Abthauen gelangen zu lassen. Diese Höhenzone beginnt in den Tiroler Alpen und den
Tanern bei 2.800 bis 2.900 Meter; was darüber hinausragt, verfällt der ewigen Herrschaft
des Winters und liegt unter dauernder Schneehülle. Die mittlere Temperatur des
wärmsten Monats an der „ewigen Schneegrenze" dürfte aber immer noch über 4° liegen;
für die höchsten Gipfel der österreichischen Alpen kann man sie zu —4° annehmen (bei
circa 4.000Meter). Dies gibt das Temperaturintervall des wärmsten Monats in Österreich-
Ungarn: 26° im südlichen Dalmatien, —4° etwa auf den höchsten Alpengipfeln; es ist
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch