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unteren Donau herauf iu Bewegung (Oravieza -i-12). Bald darauf hat er auch schon von
dem Westen Europas Besitz ergriffen, in Paris, Genf kommt er circa neun Tage früher
an als in Wien, fast gleichzeitig im mittleren Rheinthale, in der Gegend von Mainz. Die
baierische Hochebene hält ihn lange auf (in München zieht er vierzehn Tage später ein als
in Wien); um nach Oberösterreich vorzudringen, braucht er sechs bis sieben Tage, von
Wien aus gerechnet. Am Ufer des Bodensees tritt er dagegen schon einige Tage früher ein
(Bregenz-i-4). Nun breitet er sich auch allmälig über die nördlichen und östlichen Provinzen
Österreich-Ungarns aus. Im böhmischen Becken kommt er etwa eine Woche später an als
in Wien (Prag —7, Pisek —6, Caslau —8) und von Galizien ergreift er gar erst nach
zwei Wochen vollständigen Besitz (Krakau —13, Lemberg, Rzeszow —15, Zkoezöw —20,
Czernowitz —13). Um vom südlichen Dalmatien bis an die Nordostgrenze des Reiches
vorzudringen, braucht also der Frühling nahe zweieinhalb Monate.
In die südlichen Thäler von Siebenbürgen findet er seinen Weg erst eine halbe bis
eine ganze Woche später als nach Wien, die Gegend von Budapest nimmt er nahe gleich-
zeitig mit jener von Wien in Besitz.
In den nördlichen Karpathenthälern kommt der Frühling zwei bis drei Wochen später
als in Wien und Budapest an, die rauhen Hochflächen des Erzgebirges erreicht er erst
nach einem Monate und darüber. Gleichzeitig ist er auch schon in Moskau eingetroffen. Zu
den höchsten bewohnten Alpenthälern in 1.600 bis 1.800 Meter Seehöhe steigt er mühsam
in anderthalb Monaten (von Wien aus gerechnet) hinauf und erreicht sie zur selbeu
Zeit, wo er auf feinem Wege durch das nördliche Europa schon vor St. Petersburg
augekommen ist. Von Dalmatien aus gerechnet war er demnach etwas mehr als ein
Vierteljahr unterwegs.
Die beiden Bilder „Frühling in Schlesien und Dalmatien" bringen uns die Ver-
schiedenheit in der Erscheinung des Frühlings dem landschaftlichen Elemente nach an zwei
ziemlich entgegengesetzten Theilen von Österreich-Ungarn zur lebhaften Anschauung. Der
Zeit nach liegen sie dem vorhin Gesagten zufolge um circa zwei Monate auseinander.
Der Eintritt der Frühlingsblütezeit* verzögert sich durchschnittlich um drei Tage
für je 100 Meter Erhebung; genau denselben Einfluß hat (in Österreich-Ungarn) die
Zunahme der geographischen Breite um einen Grad. Auch für die Fruchtreife bedeutet
die Zunahme der Seehöhe um 100 Meter dasselbe wie eine Zunahme der geographischen
Breite um einen Grad. Die Fruchtreife braucht aber etwas mehr als das Doppelte, um
den gleichen Weg zurückzulegen wie der Eintritt der Frühlingsblüten, nämlich fast genau
eine Woche für je 100 Meter Erhebung oder für einen Breitegrad.
* Aprilblüten von Wien.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch