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herab, worauf der Himmel sich bald wieder aufhellt. Andauernde Trübungen ohne Regen
sind dort selten, dagegen im Norden der Alpen, vornehmlich im Winter, geradezu die
Regel. Tage, ja wochenlang hängen daselbst, besonders im Vorwinter Nebeldecken oder
niedrige, gleichförmig graue Wolkenschichten über der Erde, die Regen sind andauernd,
aber wenig ergiebig, den Boden ausweichend, nicht abspülend. Dauernde Naßkälte und
Trübung ist das Charakteristische des mitteleuropäischen Winters. Der Winter der
südlichsten Provinzen entspricht dagegen nicht allein seiner mittleren Temperatur nach,
sondern auch mit seinem häufigen Wechsel von Sonnenschein und kurzem Schlagregen
unserem Frühling.
Ein Regentag (das ist ein Tag, an welchem überhaupt, wenn auch nur ganz kurze
Zeit hindurch Regen oder Schnee gefallen ist) liefert im Norden der Alpenkette
durchschnittlich viel weniger Wasser als ein Regentag im Süden, der Unterschied ist
natürlich am größten im Winter. Die südlichen Provinzen haben bei gleich großer oder
größerer Regenmenge weniger Regentage als die nördlichen. Könnten wir die Regenstunden
in Vergleich ziehen, so würde der Unterschied noch mehr zu Guusteu der südlichen Kron-
länder ausfallen. Die nördlichen Kronländer: Ober- und Niederösterreich, Böhmen, Mähren,
Schlesien, Galizien haben circa 150 Tage mit Niederschlag im Jahre, Trieft zählt deren
nur 103, Lesina noch weniger, 88. Dort ist im Sommer fast jeder zweite Tag ein
Regentag, auf Lesina dagegen unter zehn Tagen nur mehr einer. Selbst im Winter kommen
in Lesina auf zehn Tage nur drei Regentage, in den genannten nördlichen Provinzen
durchschnittlich fast fünf (Regen- und Schneetage). Obernugaru und Siebenbürgen (von
den Gebirgen abgesehen) haben circa 114 Tage mit Niederschlag im Jahre, das ungarische
Tiefland nnr mehr 101. Während in den oben genannten westlichen und nördlichen
Provinzen ans je zehn Tage im Sommer fast fünf Regentage kommen, zählt das ungarische
Tiefland im gleichen Verhältnisse deren kaum drei. Die „Regenwahrscheinlichkeit" ist im
Alsöld viel geringer als in den westlichen und nördlichen Provinzen von Österreich-Ungarn
und dies bewirkt im Zusammenhalte mit der viel höheren Sommerwärme, der größeren
Lufttrockenheit (eine Folge der contineutaleu Lage) eine zuweilen bedenklich werdende
Tendenz zur Sommerdürrc.
Die Luft über Österreich-Ungarn ist durchschnittlich bis zu 70 bis 80 Perceut mit
Feuchtigkeit gesättigt, am meisten im Winter und Herbst, wie schon die häufige Nebel-
bilduug zu dieser Jahreszeit anzeigt, am wenigsten im Frühling und Sommer. Die rasch
steigende Wärme im Frühling, zusammen mit den gleichzeitig häufiger werdenden
trockenen östlichen Landwinden, bedingt eine größere Trockenheit der Luft, die im April
uud Mai die Reifgefahr sehr steigert. Im Alsöld ist die Luft im Sommer viel trockener
als gleichzeitig in den anderen Kronländern, die mittlere relative Feuchtigkeit des Sommers
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch