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Die Sommertemperaturen sind dagegen wieder normal mit der Seehöhe abnehmend.
Die Julitemperatur zu Prägraten ist 14°0, zu Tamsweg 14°6, zu Sachsenburg 17°4,
zu Tröpolach 17°9, zu Klagenfurt 18°8.
Eine klimatische Eigenthümlichkeit der südlichen Thäler der hohen Tauern sind die
große Heiterkeit des Himmels und die sehr geringen Niederschläge während der Wintermonate.
Der Theil von Steiermark im Süden der Ausläufer der Ceutralalpeu hat ein viel
milderes und weniger extremes Klima als Kärnten unter der gleichen Breite. Die Landes-
hauptstadt Graz hat bei einem Jahresmittel von 9°2 im Jänner —2°1, im Juli 19°8
Mittelwärme. Ju Krain dagegen wiederholt sich im Becken von Laibach einigermaßen die
abnorme Winterkälte Kärntens; die Hochfläche des Karst hat im Winter große Schnee-
mengen und zuweilen extrem niedrige Temperaturminima, aber der Einfluß der warmen
Lüfte des adriatischen Meeres macht sich nach Süden hin immer fühlbarer. Die Geißel der
Karstgegenden ist die Bora, die mit furchtbarer Vehemenz im Winter über die Hochflächen
hinbraust und durch Schneeverwehungen oder die Gewalt ihres Anpralles zeitweilig selbst
den Eisenbahnverkehr unterbricht.
Unter der gleichen Breite mit dem südlichen Kärnten und mit Krain liegend, nur
zwei Längengrade westlicher, steht Südtirol mit diesen Ländern im schroffen klimatischen
Gegensatz. Es erfreut sich einer außerordentlichen klimatischen Begünstigung nicht nur
gegenüber diesen Ländern, sondern selbst gegenüber der oberitalienischen Ebene. Es stellt
eine südliche klimatische Oase dar, nach Westen, Norden und Osten durch die gewaltigsten
Gebirgsstöcke der Ostalpen allseitig gedeckt und nur nach Süden hin offen. Im Etschthale
wie im Eisackthale südlich von Franzensfeste haben wir das auffallendste Beispiel, von
welchem Einfluß die orographischeu Verhältnisse auf das locale Klima fei» können.
Schon vorhin haben wir angeführt, daß der Frühling in der Gegend von Bozen
viel früher einzieht als auf der oberitalieuifcheu Ebene. Das mittlere Etschthal ist die
einzige Gegend in Österreich-Ungarn, wo fern vom Meere die mittlere Temperatur des
kältesten Monats nicht unter den Gefrierpunkt sinkt. Aber nicht allein die Winter sind
milde, auch der Sommer ist sehr warm, ja heiß, die Quantität der Niederschläge ist für
eine Gebirgsgegend, noch dazu auf der Südseite der Alpen, gering, aber durch günstige
zeitliche Vertheiluug ausreichend für die Culturen. Die große Heiterkeit des Winterhimmels,
der Schutz gegen heftige und kalte Winde macht manche Gegenden von Südtirol (Gries
bei Bozen, Meran, Areo, Riva) zu gesuchten klimatischen Wintercurorteu. Das untere
Jsonzothal genießt ähnliche klimatische Vorzüge, die Nähe des Meeres macht den Winter
noch erheblich milder (Temperatur von Görz im Jänner 3°1, im Juli 22° 8, im
Jahre 12°6); dagegen ist die Regenmenge sehr groß, namentlich im Frühsommer und
Herbst (Jahressumme 164 Eentimeter).
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch