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von der bis auf das Jvancieagebirge sich vorschiebenden Grenze des zusammenhängenden
baltischen Florengebietes ein Schwärm kleiner baltischer Inseln inmitten der Pontischen
Flora, so namentlich auf dem Krainer Schneeberg, der Kapella und Pljesevica, dem
südlichen Velebit und der Dinara.
Gegen die alpine Flora wird die baltische Flora durch die obere Grenze der hoch-
stämmigen Nadelholzwälder abgegrenzt.
Der Winterschlaf der Pflanzen erstreckt sich im Bereiche der baltischen Flora in den
ranhesten Lagen über acht, in den mildesten Lagen über vier, an den meisten Orten über
fünf Monate. Der durch das Aufsteigen des Frühlingssaftes in den Stämmen der Holz-
pflanzen, dnrch das Entknospen der meisten Bäume und Sträucher und durch das Ergrünen
der Fluren bezeichnete Beginn der Vegetationszeit tritt an günstig gelegenen Punkten und
in günstigen Jahren in der zweiten Hälfte März, unter den ungünstigsten Verhältnissen
in der zweiten Hälfte Mai ein. Der Boden ist zu dieser Zeit durch die Schmelzwässer des
Wiuterschuees noch reichlich durchfeuchtet. Die Entwicklung der Vegetation geht anfänglich
nur langsam vor sich, wird häufig durch vereinzelte Temperaturdepressionen in dem
unbeständigen Monat April und in der ersten Hälfte des Mai sehr verzögert, kommt
aber dann in einen gleichmäßigen, etwas rascheren Fluß. Äußerst günstig wirkt hier der
Umstand, daß im Sommer die höchsten Temperaturen mit der größten Menge der
atmosphärischen Niederschläge zusammentreffen. Von August angefangen nimmt zwar die
Regenmenge allmälig ab, erhält sich aber doch noch immer auf einer solchen Höhe, daß
ein Mißverhältniß zwischen der Feuchtigkeit des Bodens und der Temperatur nicht eintritt,
demzufolge es im baltischen Florengebiete zu einem durch Trockenheit veranlaßten
Sommerschlaf der Pflanzenwelt nicht kommen kann. Die Wiesen erhalten sich den ganzen
Sommer und Herbst über grün und an die Schneeglöckchen des März schließt sich ein
ununterbrochener Blüteureigeu zu den Zeitlosen, welche im September oder Anfang
Oetober die Matten schmücken. Mitte Oetober stellen sich regelmäßig schon Reife und
Fröste ein, und das zu dieser Zeit stattfindende Verfärben und Abfallen des Laubes
bezeichnet den Beginn des Winterschlafes.
Die Wärme, welche den Pflanzen der baltischen Flora während ihrer Vegetationszeit
in dem oben umgrenzten Gebiete zukommt, reicht vollständig aus, damit selbst in den
ranhesten Lagen mächtige hochstämmige Bäume ihre jährliche Arbeit abschließen können,
und es spielen daselbst gesellig wachsende hochstämmige Bäume auch eine hervorragende
Rolle. Die günstigen Feuchtigkeitsverhältuisse des Sommers gestatten auch die üppige
Entwicklung des auf ununterbrochene Wasserzufuhr angewiesenen Haidekrautes und das
Grünbleiben der Grasnarbe. Wälder mit hochschäftigen Bänmen, Haidegestrüppe, grüne
Wiesen und Grasmatten sind darum auch die Wahrzeichen der baltischen Flora. Dagegen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch