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bei, und indem sich diese alle immer dichter und dichter zusammenscharen, wird der Sand
schließlich fast ganz überdeckt und gebunden, durch die verwesenden Reste auch mit Humns
gemengt und allmälig so zubereitet, daß endlich auch Haidekraut und Ginster hier eine
geeignete Stätte siudeu. Unter den Matten ist die B o r s t e n g r a s m a t t e besonders
hervorzuheben. Sie entwickelt sich ähnlich dem Gestrüppe des Herbsthaidekrantes nur auf
einem Boden, welchen schon andere Generationen mit Dammerde versehen und zubereitet
haben, und ist mit diesen Gestrüppen mich hänsig eombinirt anzutreffen. Ihr Grundgewebe
wird immer aus den festen Rasen des steifen Borstengrases gebildet und ist nur von
verhältuißmäßig wenigen Arten durchschossen. Am häufigsten finden sich in ihr eingesprengt
das Franenmäntelchcn, die schönblühende Frühlingsküchenschelle und die bei dem Land-
volke als Heilpflanze hochberühmte Arnica, deren goldgelbe große Sterne sich von dem
mattgrünen Grundton der Matte lebhaft abheben. Das Borstengras siedelt sich auch
mitunter auf moorigem Boden an, erscheint dann aber immer nur untergeordnet, denn an
solchen Orten haben Riedgräser und Moose die Herrschaft übernommen. Man unterscheidet
auch die auf den Mooren angesiedelten Pflanzengenofsenschaften mit Rücksicht auf das
Vorherrschen der Riedgräser oder Torfmoose in Wiesenmoore nnd Hochmoore. Erstere
gliedern sich wieder in eine Reihe untergeordneter Formen, die aber gleichzeitig über
mehrere Florengebiete verbreitet und daher für die hier behandelte Flora nicht charakteristisch
sind. Nur eine Form der Wiesenmoore ist ausschließlich der baltischen Flora eigen und
auch innerhalb der Grenzen Österreich-Ungarns, zumal in den nordwestlichen Gauen
entwickelt. Als tonangebende Arten erscheinen in diesem baltischen Wiesenmoor eine
Menge kleiner niederer Seggen, Simsen und Binsen, welche dnrch braungrüne Moose
verbunden und verfilzt sind, und in dieses Gewebe sind als besonders bezeichnende Arten
die Sumpfmiere, der kastanieubrauue Klee, die zottige Fetthenne und das gemeine
Läusekraut eingeschaltet. Wo aus diesem Wieseumoor Quellen hervorbrechen, wölben sich
die grünen Polster der Quelleumontie empor und vereinzelte Stöcke der Swertia erheben
hier ihre trübvioletten Blütenähren, während wieder in den kleinen Wassergräben, welche
labyrinthisch den Moor durchziehen, die Schlangenwnrz und die straußblütige Lysimachie
sich auf dem schwarzen Boden breitmachen. Äußerst beständig in der Zusammensetzung
sind die Hochmoore. Den Grundstock derselben bilden immer bleiche Torfmoose, und der
aus diesen schwammigen, wasserdurchtränkten Moosen gewebte Teppich ist durchsetzt und
durchspouuen von niederen holzigen, dünnstengeligen Pslänzchen, von der Moosbeere und
der poleiblättrigen Gränke, von niederem Buschwerk der Sumpfheidelbeere, von Schench-
zeria, Siebenstern und Sonnenthau und von den polstersörmigen Rasen des bescheideten
Wollgrases. Häufig grenzen Haidegestrüppe, Borstengrasmatten und Hochmoore hart
aneinander, uud dauu mengen sich wohl anch die Bestandtheile der einen mit jenen der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch