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in seiner gesammten Molluskenfauna; für Italien sind 600 Weichthierarten nachgewiesen.
Selbst die relativ artenarmen Wirbelthiere bereichern in ihren niedersten Classen, den
Amphibien und Fischen, die Zahl der endemischen Formen; von ersteren ist der Grottenolm,
von letzteren wären 14 Arten, welche sich auf die Gattungen Salar, I^eueiseus,
Celestes ?arapl>oxmus, ^dcmckroswma, und (Zodius vertheilen, hierfür als Belege
zu nennen. — Diese mehr beispielsweise aus den zunächst in Frage kommenden Formen-
gruppen gegebenen Daten dürften vorerst genügen, um auf den Gestaltenreichthum unserer
Thierwelt hinzuweisen, den wir nach seinen wesentlichsten Erscheinungen in den nach-
folgenden Capiteln uns in aller Kürze vorführen wollen.
I. Die Gebirgsfauna.
Verticale Verbreitung der Thierwelt.
is zu einer Höhenzone von ungefähr 800 Meter erhebt sich durch-
schnittlich das zwischen der Gebirgs- und Tieflandsfauna vermittelnde
Gebiet; erst oberhalb dieser Zone entwickeln sich merkbare Unterschiede
zwischen beiden Faunen; diese Unterschiede bestehen aber zunächst nicht
im Auftreten neuer Formen, sondern im Zurückbleiben dieser oder
jener Art einerseits, in der Zunahme mancher der übrigen anderseits. Typische und auf
das Gebirge beschränkt bleibende Arten, es sind deren nicht viele, treten in der Regel erst
nahe der Grenze des Baumwuchses auf und dieselbe variirt je nach der Seehöhe der
Thalsohle, nach der Beschaffenheit des Bodens und nach der nördlicheren oder südlicheren
Lage des betreffenden Gebirges sehr auffällig. Mehr als die Verschiedenheit der Arten
tritt iu manchen Thierclassen die Verschiedenheit der Individuen bei den der Ebene und
dem Gebirge gemeinsamen Formen in den Vordergrund; am auffälligsten verhalten sich
in dieser Beziehung Reptilien und Amphibien, unter den Arthropoden die Schmetterlinge
und Käfer, doch finden sich auch genügende Beispiele unter den Säugethieren, relativ
am wenigsten, soweit bis jetzt bekannt, in der Classe der Vögel. Diese Verschieden-
heiten erklären sich theilweise ungezwungen als Erscheinungen der Anpassung, jener
interessanten Fähigkeit des Organismus, sich innerhalb gewisser Grenzen völlig geänderten
Lebensbedingungen allmälig anzuschmiegen, Naturell, Lebensweise, Farbe, Größe und
Gestalt zu äuderu, successive sehr modisicirten Lebensformen, früher oder später eventuell
neuen Arten den Ursprung zu geben. Diese Anpassungsfähigkeit zeigt sich deutlich genug
schon bei domesticirten Arten, respective jenen Racen, denen man im Gebirge oder in der
Steppe die nöthige Freiheit gewährte.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch