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Hochgebirge eine wohlbekannte Erscheinung, so in Neutra, Trennn,* Ärva, Liptan,
Sohl, Zips, Marmaros und in Siebenbürgen in allen halbwegs geeigneten Wäldern bis
tief in das Hügelland hinab (selten ist er in Mähren uud im Böhmerwalde wurde das
letzte Exemplar im Jahre 1856 erlegt); ehedem war er im ganzen Alpengebiete keine
Seltenheit, auch am Ötscher uud Schneeberge (in Niederösterreich) und in den Gebirgen
um Lilienfeld und an anderen Orten wnrde er angetroffen; in Niederösterreich wurden
die letzten Bären augeblich im Jahre 1834 gelegentlich einer eigens dazu veranstalteten
Treibjagd im Hohenberger Reviere auf einem Stande erlegt. Häufig wird der Bär
noch in Krain, namentlich im Gotscheer Bezirke angetroffen und recht beträchtlich ist die
Zahl der daselbst im letzten Decennium erlegten Exemplare. Sehr verbreitet ist der Bär
auch in Bosnien, und zwar am häufigsten in den Bezirken von Rogatica, Sarajewo, Foea
und Travnik; minder zahlreich ist er in Tirol, sehr selten in Vorarlberg.
Das dermalige Vorkommen des Luchses im Alpengebiete ist vielleicht (?) uoch auf
Kraiu und auf — ein gelegentliches Auftreten — in Kärnten beschränkt. In Rosenbach,
einem Reviere des Fürsten F. von und zu Liechtenstein an der Krainer Grenze, wurden
im Jahre 1846 und im Jahre 1858 uoch Luchse gespürt, beziehentlich gefangen. In Tirol
soll der Luchs bereits seit „5 bis 6 Decenuieu ausgerottet" sein, demnach viel früher als
im Norden der eisleithanischen Reichshälfte, zumal früher als in Niederösterreich, woselbst
notorisch die letzten Luchse in der Mitte der Vierziger-Jahre im Lilienfelder Gebiete erlegt
wurden. Die Belegstücke sind in der Sammlung des Stiftes Lilienfeld zu sehen.
Bestimmt kommt der Luchs noch heutigen Tages in Kroatien und Slavonien vor,
ein Exemplar wurde 1882 bei Belovär erlegt uud das Auftreten der Luchse in den wenig
begangenen, zum Theil nur schwer zugänglichen Gebirgswaldnngen der Fruska Gora ist
wohl zweifellos. Auch in Bosnien tritt er, allerdings selten auf; so wurde im Herbste 1883
ein außerordentlich schönes Exemplar im Drinagebirge von Lesanj des Zvoruiker Bezirkes
beobachtet, öfter soll das von den Bosniaken ,rxs° oder (Tiger) genannte Thier
an der Tara (beziehungsweise an der montenegrinischen Grenze) vorkommen. Ju der
östlichen Reichshälfte bewohnt der Luchs die große und kleine Fätra, die Tatra, die
angrenzende« Hochalpen; bestimmt findet er sich auch in den galizischen Karpathen,** im
ganzen Oberungarn, besonders in den Hochwäldern von Zemplen, Ung, der Marmaros
und der Siebenbürgen im Osten und Süden umgebenden Bergkette. Es ist bemerkens-
werth, daß der Luchs gegen Ende der Sechsziger- und Anfang der Siebenziger-Jahre —
wahrscheinlich infolge der ausgedehnten Waldrodungen, Eisenbahnbauteu u. s. w. — von
* Im November !876 wurde im Trenciner Comitat ein Bär im Gewichte von 300 Kilogramm erlegt, in demselben
Jahre in der Zips ein solcher von 200 Kilogramm zc.
** Auch vom Gebirge entfernt (in zusammenhängenden großen Wäldern Galiziens) wird ab und zu ein Exemplar
beobachtet — so im Jahre 1878 bei Stryj.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch