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wild bewohnt haben, wir kennen ihn aber in unserem Faunengebiete näher nur durch sein
weitverbreitetes Vorkommen in diluvialen Schichten und Knochenhöhlen, so aus Ungarn,
Niederösterreich, Mähren und Schlesien. — Ungleich länger, angeblich sogar bis zum
Anfange dieses Jahrhunderts erhielt sich bei uns ein häufig mit dem Auerochsen
verwechseltes Wildrind: der noch jetzt im Kaukasus wild, im Bialowitzer Walde gehegt
lebende europäische Wisent (konasug europaeus), eine Art, der freilich keine nach-
weislichen Beziehungen zum heutigen Hallsrinde zukommen, wiewohl sie sich öfter mit ihm
vermischt haben soll. Daß im vorigen Jahrhunderte Wisents noch in Ungarn anzutreffen
waren, scheint wohl zweifellos, namentlich die Wälder der Marinaros, ferner die
Gyergyöer Gebirge (Kelemenalpe an der Grenze der Comitate Besztercze-Nasröd uud
Maros-Torda) wurden noch 1767 von Herden dieser Thiere bewohnt. 1775 wurde noch
ein Stück „in einem Walde bei Füle im Udvarhelyer Stuhle gesehen" nnd das letzte
Exemplar soll 1814 im Udvarhelyer Comitate erlegt worden sein.
Die Vogelwelt im Gebirge.
Ergaben sich bereits Schwierigkeiten in der Classe der Säugethiere, dieselben nach
bestimmten Höhenzonen zu gruppiren, so vervielfältigen sich dieselben bei dem Versuche,
das leichtbeschwingte, bewegliche Volk der Vögel in ähnlicher Weise nach seiner verticalen
Verbreitung darzustellen; noch mehr als dort sind die Grenzen zwischen der Fauna des
Tieflandes und jener der colliuen, zwischen letzterer und der montanen Region verwischt,
durch zahlreiche Übergänge vermittelt. Der Grund dieser Erscheinuug ist einmal darin zu
suchen, daß für die Wahl der Localität häufig nicht die Plastik des Bodens als vielmehr
die Beschaffenheit der Vegetation, der Charakter der Waldungen (ob Nadel- oder Laubholz-
bestände vorwiegen) bestimmend erscheint, und ferner darin, daß eine große Mehrzahl der
Vögel uuter sehr variireuden Existenzbedingungen, unter den verschiedensten klimatischen
Verhältnissen das beste Fortkommen findet. Deßnngeachtet weisen unsere drei Höhengürtel
charakteristische Erscheinungen, zum Theil dem Gebirge geradezu eigenthümliche auf, die
wir später inKürze vorführen wollen. Sehen wir ab von den „Gästen" nnd „Fremdlingen",
die im Frühjahr und Herbst unsere Alpenpässe als Zugstraße benützen, sich ans den
verschiedensten Ordnungen der buuteu Ornis europaea rekrntiren, so fällt uns zunächst
das Zurücktreten der aqnatischen Formen: der Taucher, der Möveuarteu, der Leisten-
fchnäbler, der Wafserwater und Sumpfläufer auf, welche nur an besonders günstigen
Localitäten der Montanregion, zumeist nur in den sumpfig iuundirteu Thälern, an Fisch-
teichen und dergleichen in relativ spärlichen Vertretern sich häuslich niederlassen. So
brüten beispielsweise auf dem 3.000 Wiener Fuß über dem Meere gelegenen Fnrtteiche
der oberen Steiermark alljährlich: die Stockente, der kleine Steißfnß, das Rohrhuhn
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch