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2,WO Meter über dem Meere und nur selten kommt es tiefer herab in die Zone des
Krüppelholzes oder der oberen Waldgrenze.
Von den wenigen palaearktischen Colnmbiden tritt uns nur die Ringeltaube als
häufigere Brutform entgegen, umso mannigfaltiger dafür präsentirt sich die Ordnung der
„Raubvögel", wenngleich die große Mehrzahl derselben im Süden uud Südosten der
Monarchie eine ihr zusagendere Heimstätte findet. Mit Ausnahme des weitverbreiteten
Steinadlers bergen uusere Hochgebirge dermalen eigentlich keinen für sie speciell charak-
teristischen großen Raubvogel als Brutform, wiewohl noch so mancher kühne geflügelte
Recke in den unzugänglichen felsigen Höhen unserer Alpen seinen Horst ausschlägt. Zunächst
käme der „echte" Bartgeier darbatus) für die höheren Regionen unseres
Gebietes in Betracht, wäre er nicht für dasselbe eine fast historische Erscheinung! Vereinzelte
Beobachtungen aus Tirol, Kärnten und anderen Alpenländern berichten uns zwar, daß
diese ^vis raiissima auch in ihnen noch ab uud zu bemerkbar werde, doch „bekannt" ist
sie uur in einem winzigen Bruchtheile; häufiger zeigt sie sich iu Ungarn im Kraszö-
Szörenyer Gebirge, am Retyezat, in der Fogarascher Kette, in den Csiker Alpen (Nagy
Hagymäs) am Czibles und Ünökö und iu dem leider fast noch unbekannten Occnpatious-
gebiete, aus dem wir selbst uoch kürzlich ei» prächtig gefärbtes Exemplar im Fleische zur
Ansicht erhielten.
Weißkopf- und Mönchgeier sind, wenn auch nicht häufig, so doch fast alljährlich
hier oder dort in den Alpen wohl constatirte Erscheinungen; namentlich ersterer zieht sich,
wie der erhabenste Förderer der einheimischen Ornithologie zeigte, „immer mehr und
mehr den Alpen zn", um in deren östlichem und mittlerem Gebiete „an die Stelle des
fast schon ganz verschwundenen Bartgeiers" zu treten. — In den earnischen Alpen
wird alljährlich sogar der südliche Aasgeier (I^eopkron percnvpterus) angetroffen und
klingen die Angaben über sein gelegentliches Auftreten im übrigen Hochgebirgslande umso
plausibler, als er „regelmäßiger Brutvogel" in der Schweiz ist. Von gelegentlich ein-
treffenden See- und Fischadlern abgesehen, treten die Aquilinen, dann die Milane und
Weihen im Gebirge überhaupt in den Hintergrund und von Falken treffen wir (außer der
Zugzeit) uur den nützlichen Thurmfalken häufig, viel spärlicher den Lerchenfalk und ab
uud zu wohl auch ein Pärchen Wanderfalken (als Brutformen) an. In beträchtlicher Zahl
und bis zu 1.500 Meter über dem Meere allerorts gewöhnlich, tritt der Mäusebussard
auf, ein theils „ob seiner Verdienste" vergötterter, theils arg geschmähter Brutvogel, der
mit dem ärgsten Räuber des Gebietes, dem Hühnerhabicht, und dem zierlicheren Sperber
das Hauptcontingent an sogenannten „Geiern", „Stoßvögeln" und dergleichen liefert. Viel
vereinzelter begegnet uns der schöne Wespenbussard uud als Wintergast (selten als Brut-
vogel) der Rauchfußbussard oder „Schneegeier" in der Montanregion. Die Nachtraubvögel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch