Seite - 268 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
Bild der Seite - 268 -
Text der Seite - 268 -
268
entfalten im Waldkauze und der Waldohreule die größte Jndividuenmenge, dann folgt
der leider (in Steiermark wenigstens) in steter Abnahme begriffene Steinkauz, der
Rauchfuß, die Schleiereule (stellenweise relativ zahlreich), die niedliche Zwergeule und die
an manchen Localitäten durchaus nicht seltene Zwergohreule. Überall, doch nirgends häusig,
zurückgezogen in schwer zugängliches Terrain findet sich der Uhu ein und meistens im
Spätherbste oder Winter, doch auch als Brutvogel im Hochgebirge nachgewiesen der in
Galizien gemeine Uralskauz. Im Zuge gelaugt wohl auch die Sumpfeule, selten nur die
Sperbereule in unser Gebiet.
Typische Gestalten für die Montan- und Alpenregion bieten uns die rabenartigen
Vögel in der seltenen Alpen- oder Steinkrähe (?/rrkocvrax Fi-aeulus) in Tirol, Kärnten,
Salzburg und in den Karpathen und der in Scharen unsere Gebirge und die Dalmatiens
belebenden Alpendohle (pxrrkoevrax ulpinus); diesen schließt sich an der Tannenheher
(NueilraZA, car^oeuwetes), in unseren Alpen vorwiegend ein Bewohner der oberen
Waldgrenze, mit Vorliebe der Zirbelkieferregion; zur Zeit der Haselnußreife erscheint er
nicht selten zigeunerartig in größerer Zahl auch in der Ebene, ja selbst in der Donau-
niederung, am Drau-Eck wurde er beobachtet; in Galizien ist er übrigens gemein im
Hügellande und in ungarischen Nadelholzbeständen soll er allerorts anzutreffen sein. Das
übrige Krähenproletariat mit seinen nächsten Verwandten, den Elstern und den prächtig
gefärbten Eichelhehern bleibt zurück in bescheideneren Höhen, um eine bisweilen lästige,
aber keineswegs sehr charakteristische Bevölkerung der fruchtbaren Hochebene und des
Tieflandes zu bilden. — Findet sich der „Fuchs" im Reiche der Vögel, unser stattlicher
Kolkrabe, als relativ häufige Brutform in den herrlichen Niederungen der unteren
ungarischen Donau, so treffen wir ihn in den gebirgigen Gegenden zwar weitverbreitet,
doch fast überall selten, bisweilen aber in sehr beträchtlichen Höhen auf unnahbarem
Felsengehänge brütend.
Den größten Reichthum an Arten und Individuen entfalten auch in der Oruis des
Gebirges die sperlingsartigen Vögel; wie begreiflich, treten sie in der unteren Montan-
region mit ihren vielgestaltigen munteren Elementen in den Vordergrund, bietet ihnen
hier ja doch der Wechsel verschiedenster Laub- und Nadelhölzer mit üppig grünendem
Buschwerke eine reiche Menge von Früchten und Sämereien und die duftige bunte
Blumenwelt mit einem Heere von kriechenden und fliegenden Jnsecten die Bedingungen
zu gedeihlichster Entwicklung. Zu vielen bekannten Erscheinungen der Ebene und Hügel-
region aus dem lustigen Volke der Meisen und Klettermeisen, Zaunschlüpfer, Würger,
Drosseln, Sänger, Bachstelzen, Lerchen, Finken* :c. gesellt sich so manche Art, die
* Die gemeinen Finkenarten Zeisig, Stieglitz, Hänfling, Girlitz, Grünling überschreiten nicht die Bergregion; unser Haus-
sperling erreicht bei circa 1.500 Meter über dem Meere seine oberste Verbreitungsgrenze, nur selten geht er bis zu dieser hinauf.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch