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zum Zwecke der Anpassung an ihren Aufenthaltsort; dieselbe wird allerdings nur in
Gebieten bemerklich, in denen sie als häufiges Standwild auftritt. Daß sich die Wildkatze
mit der Hauskatze fruchtbar kreuzt, ist zweifellos; Wildkatzen mit weißen Pfoten oder
überhaupt weiß und grau gefleckte Exemplare sind keine große Seltenheit in den Insel-
Hochwäldern der Umgebung des Dran-Ecks, gleichwohl werden solche Bastarde nicht leicht
verwechselt werden können mit verwilderten Hauskatzen. Die Wildkatze versteht es besser
als der Fuchs, sich zur Zeit der furchtbaren Frühjahrsüberschwemmungen an der unteren
Donau schadlos zu halten, ihr Revier zu behaupten. Ein alter Baum findet sich bald, an
Wasserratten, Fröschen und Schnecken mangelt es kaum und im Nothfalle wechselt sie
als geübte Schwimmerin ihr luftiges Asyl. Ihre Gefährlichkeit für den Menschen wurde
meist sehr übertrieben dargestellt.
Die Hauptbevölkerung der Steppe rekrntirt sich auch in unserer Fauna aus der
artenreichen Orduuug der Nager; jede in Europa vertretene Gruppe stellt ihr Contingent
mit wenn auch nicht eigenthümlichen, so doch theilweise charakteristischen Formen. Gleich die
erste Familie der sogenannten myomorphen Nagethiere führt uns einen höchst typischen Ver-
treter der südungarischen Ebene in der „Blindmaus" (Lpalax typtilus)* vor. Der „l^ütäi
kutxa", auch „Hersel vom Volke genannt, lebt nach Art unseres Maulwurfes unter-
irdisch, selten oberirdisch „besonders in dem leichten lockeren Boden der Niederungen des
Alföld" zwischen Donau und Theiß, in den Comitaten Pest, Heves, Bekes, Bäcs, Torontäl,
er ist auch häufig im „Szabolcser Eomitate, seltener im westlichen Ungarn, aber bis
Ödenburg verbreitet". In Siebenbürgen kommt er von Klausenburg bis Hermannstadt
im ganzen Hügellande der Mezöseg, zwischen dem Szamos und Maros, am meisten bei
Mezö-Madaras, aber nirgends in größerer Anzahl vor.
Die Familie der Wühlmäuse ist in der Niederung durch fünf Arten repräfentirt,
unter denen die fannistisch interessante, äußerst seltene, bis dahin nur bei Braunschweig
und in den unteren Rheingegenden aufgefundene „braune Feldmaus" (^rvieola campest, ns)
aus Niederösterreich 1866 in der Umgebung vou Glogguitz bekannt wurde. Ebenso wurde
zuerst zu Wilhelmsburg (1867) in Niederösterreich die knrzöhrige Erdmaus (^rvieola
sudteiianeus) entdeckt, die sich später in der Umgebung von Wien (Dornbach, Hainbach)
nachweisen ließ. Seither wurde sie noch bei Budapest und in der Umgebung des Bodensees
vorgefunden. Die drei übrigen Arten: Waldwühl- oder Röthelmaus (^iv. ^areolus),
Wasserratte oder Scherrmans ?aluckicc>1a ampkibius), sowie die gemeine Feldmaus
(^.i'v. iu-valis) besitzt jedes Kronland, doch bleibt die erstgenannte Art an vielen Localitäten
eine seltenere, nur ausnahmsweise in großer Jndividnenanzahl auftretende Form; nm so
verheerender erscheinen die beiden letzteren, wie eine Sündflut überschwemmen sie zu vielen
* Ein Exemplar wurde bei Czernowitz gefunden; für Galizien ist die Art fraglich.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch