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einem Theile der Karpathen, (Zemplin, Ung, Beregh, in der Mannaros, in Siebenbürgen)
und hänfig in Bosnien, von dem aus Slavonien und Südungarn ab uud zu versorgt
werden dürften, denn die in den zwei letztgenannten Ländern vorkommenden Wildschweine
sind wohl zumeist Wild- und Hausschweinbastarde. In den großartigen Sümpfen, Mooren
und Riedwäldern leben fast jahraus jahrein in halbwildem Zustande, allen Unbilden von
Wind nnd Wetter ausgesetzt, zahme Schweine unter der zweifelhaften Obsorge einiger
nach Trapperart in Rohrzelten eampirenden Hirten. Wilde Keuler pflegen sich mit
Vorliebe solchen Herden anzuschließen und zur Erzeugung von Mischlingen Veranlassung
zu geben. Es ist auch eine beliebte Jagdmethode, die zahmen Züchtinnen anzulocken
(sie folgen in der Regel dem Lockrnfe und dem vorgeworfenen Leckerbissen) und ruhig
abzuwarten, bis der mißtrauische Keuler als letzter des Rudels schußgerecht aus der
Dickung tritt.
Über die dermalige Verbreitung des Edel-, Hoch- oder Rothwildes, das in allen
enltivirten Ländern, in denen die Jagdschutzgesetze nicht blos auf dem Papiere stehen, eifrig
gehegt wird, läßt sich in Kürze kaum ein zutreffendes Bild geben. Zunächst wäre
bemerkenswerth, daß es dort überhaupt gar nicht vorkommt, wo man es „wild" wohl
zunächst vermuthen sollte — in Bosnien und der Hercegovina. Im Jahre 1879 wurde
gelegentlich eines Hochwassers bei Drepolje (Saudsak Novibazar) ein schwimmender
Hirsch beobachtet und vor circa 20 Jahren ein Hirsch im Bezirke Rogatica erlegt; dieser
letztere soll aber aus einem Thiergarten in Belgrad entkommen sein und die Driua bei Zepa
überschwommen haben. Über das benachbarte Syrmien, beziehungsweise die Fruska Gora
bemerkte bereits im Jahre 1843 ein ausgezeichneter Faunist: „Hirsche und Rehe gehören
außerhalb der magnatischen Jagddistricte zu den Seltenheiten;" wenn sich deßnngeachtet
dermalen nach Verlauf von 43 Jahren zahlreiches gutes Hochwild ebendort vorfindet, so
ist dies nur den hervorragenden Bemühungen der beiden Herren Grafen Otto und Rudolf
Chotek zu danken, die gewiß nur wenig vorgefunden haben. Besser sind die ursprünglichen
Verhältnisse im kroatischen Hochlande, einzig in ihrer Art aber in der Umgebung des
beuachbarteu Drau-Eckes, welches in seinen unvergleichlichen Urwaldsforsten wahrscheinlich
das hervorragendste Hochwild Mitteleuropas birgt. Hier in den wilden, von Rohr- und
Sumpfplatten durchzogenen Riedurwäldern coucentrirt sich das Geschlecht „der UrHirsche
der Jetztzeit" mächtig im Wildpret, einzig in seiner gewaltigen, ebenmäßig schönen Geweih-
bitdung. Wie alte knorrige Eichenäste entwickeln sich Stangen bis zu 32 Ceutimeter
Umfang ober der Rose; Geweihgewichte bis zu 11'/- Kilogramm wurden innerhalb der
letzten 14 Jahre constatirt und Hirsche gestreckt von reichlich über 300 Kilogramm Feist-
gewicht. Zwanzigender sind keine nennenswerthe Seltenheit, doch entscheidet und imponirt
hier vor Allem die eapitale Entwicklung des Hochwildes überhaupt, die au den in Ungarns
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch