Seite - 295 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
Bild der Seite - 295 -
Text der Seite - 295 -
295
gefallenen Pferden, Rindern, Schweinen nnd dergleichen. Nächst den (schon bei Erörterung
der Gebirgsvogelwelt erwähnten) Geierarten sind es der Stein-, Kaiser- nnd Zwergadler,
der große und kleine Schreiadler, der weitverbreitete, doch überall seltene Schlangenadler
(<^ireai>tus Milieus), der Fischadler und der alle übrigen an Jndividnenzahl vielfach
übertreffende Seeadler, welche für die Ornis dieses Theils der Monarchie besonders
charakteristisch werden. Als fremde Elemente kämen der vorzugsweise iu Griechenland
domicilirende Bonellsche Adler und der interessante östliche Steppenadler, ^quila orientaUs,
hinzu, von denen ersterer nicht nur iu Böhmen zweimal erbeutet, sondern auch als Nistvogel
im Oeeupationsgebiete nachgewiesen und für Siebenbürgen als solcher wahrscheinlich
gemacht werde» kounte, mährend letzterer gewiß öfter verkannt, seit den Merziger-Jahren in
Vergessenheit gerieth uud für unsere Fauna daher mit Recht erst kürzlich wieder in Anspruch
genommen wurde. Überaus gemein sind Mäusebussard uud schwarzer Milan, vereinzelter
der Königsmilan, welcher im übrigen Faunengebiete sogar häufiger als der schwarze auftritt.
Als seltenen Brntvvgel hier und in cisleithanischen Gebirgen haben wir den nordischen
Ranchfußbnssard anzusehen, während der afrikanische Schmarotzermilan außer in Dalmatien
mit Sicherheit erst einmal im Innern der Monarchie erlegt wnrde; mehrmals hingegen
traten der östliche Adlerbnssard und der Wüstenbussard (beide auch iu Niederösterreich) auf.
Rohr-, Wiesen- nnd Kornweihe sind häufige Arten, ihnen schließt sich die südliche (vielleicht
anch bei uns brütende) Steppenweihe für Siebenbürgen, die ungarische Tiefebene, Galizien
und Niederösterreich au; iu letzterem wurde sie uicht nur vereinzelt im Marchfelde, sondern
in ansehnlicher Zahl aus der südlich der Donau, zwischen dem Wienerwalde nnd dem
Leithagebirge sich ausdehnenden Ebene von Seiner kaiserlichen Hoheit Kronprinz Erzherzog
Rudolf beobachtet. Auch der schöne afrikanische Falkenmilan (planus melannpterus)
soll bei Benezencz im Hunyader Eomitate (1844) erlegt wordeu sein, doch findet sich
leider das Belegstück nicht vor. Die frechsten geflügelten Räuber: Habicht uud Sperber
sind zwar allerorts bekannt nnd berüchtigt — im Gebirge wie in der Ebene, jedoch
bleibt letzterer in Bezug auf Jndividuenanzahl wenigstens im Donautieflande stelleuweife
merklich zurück.
Die zierlichen ^alooninae führen uns einige fannistisch interessante und weniger
notorische Formen vor, von denen zunächst der vou Feldegg in Dalmatien „wieder"
entdeckte, ihm zn Ehren . k'elcke^Zi" benannte Falke bemerkenswerth ist, der sich ans
den Inseln und Uferwaldungen der „ungarischen" Donan als Brutvogel niederließ: an
den gleichen Localitäten, bisweilen in alten Seeadlerhorsten, brütet der (auch in Böhmen,
Niederösterreich, häufiger iu Galizien vorkommende) Blaufuß- oder Würgfalke: der hoch-
nordische Zwergfalke (H^potrivrekis aesalon) kommt zwar nur im Wiuterzuge (October
bis März, April) iu die Ebenen, doch soll er merkwürdigerweise nicht nur im Riesengebirge
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch