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Besonders anerkennenswerth ist die Thätigkeit der königlich ungarischen Regierung,
welche in Erkenntniß des Umstandes, daß einige Arten des Weinstockes von der Reblaus
nicht geschädigt werden, aus Frankreich und Amerika mehrere Millionen widerstands-
fähiger amerikanischer Reben einführte, dieselben in Rebschulen vermehrte und nun billig
an die Producenten abgibt; in der westlichen Reichshälfte wurde» bis 1885 im Ganzen
gegen 2.000 Reben eingeführt. Bei dem rapiden Umsichgreifen der Reblaus würde es
nicht sehr lange dauern, bis der ganze Weinbau Österreich-Ungarns, der auf einer Fläche
von 700.000 Hektar jährlich circa 10 Millionen Hektoliter Wein erzeugt, gänzlich zu
Grunde gerichtet wiirde, wenn nicht anders im oben erwähnten Sinne durch Anpflanzung
widerstandsfähiger „Amerikaner" der Weiterverbreitung dieses Zerstörers Einhalt
gethan wird.
Als typische „Steppenbewohner" unter den Schnabelkerfen sind anzuführen:
Oäontoseelis ckorsalis, O^ptockontus nsAlectus, Uenaccarus arenieols, öpatkocera
obgcurs, damptotslus lineolatus, Tmdletkis ciliatus und Oeketostetkus nanus; die
eigenthümlichen Arten vertheilen sich vorwiegend auf Uugarn und Dalmatien, einige auf
Niederösterreich, Böhmen, Steiermark, Krain und Galizien.
Geradezu eine Geißel der Menschheit, zum Theil auch der höheren Thierwelt sind in
den sonnedurchglühten Sumpfgegenden der südlichen Länder (namentlich des Donaugebietes)
gewisse Vertreter aus der Ordnung der Zweiflügler: die „Stechschnaken" (Gelsen) und
„Kriebelmücken", unter den letzteren die nicht mit Unrecht sogar gefürchtete Kolnmbaczer
Mücke (öimulia eowmkae?sckensis), die bald im Frühjahre (April, Mai), dann im
August oft wolkenartig auch unsere unteren Stromniederungen heimsucht und im Haus-
thierstande großen Schaden verursacht, bald aber nur vereinzelt auftritt. Weniger
bedenklich, immerhin fühlbar genug, ist die Thätigkeit unserer zahlreichen Tabaniden oder
Bremsen, ganz abgesehen von den übrigen lästig werdenden Mitgliedern dieser 4.000 Arten
(22 eigenthümliche) aufweisenden Jnfectenordnnng. Als charakteristisch für die Steppe sind
indeß nur wenige Arten anzusehen, darunter I^apkistia sudulioola, Ltickopo^on
alkotaseiatus, ckiaäeing, ^locdtkeius llavipes.
Die Schmetterlinge und Käfer (mit zusammen 10.950 Arten, 164 eigenthüm-
lichen in der österreichisch - ungarischen Monarchie) besitzen auch nnr wenige typische
Steppenformen; von ersteren kommen eine Gelblingart Lolias ekrysotkeme und drei
^rotis-Arten (^. ümbriolu, vestiAialis und lu^ax), von letzteren ein Sandkäfer,
(üicinckela sowta. eine dem gemeinen Erdkäfer nahe verwandte Art (Uaresis l 'rivaläs^i,
zwei Laubkäser ^noxia orientalis uiiä .X. pilosa und mehrere zur Familie der t^antba-
ri6en oder Pflasterkäfer gehörige NMdris-Arten in Betracht. Man führt auch noch die
1'ent^ria kiivalclsök^i und ?lat^scelis kun^ariea aus.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch