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ihm als letztes Ziel die Bildung eines selbständigen Staates vor, der als starker Damm
gegen die von Osten her drohenden Gefahren außer Böhmen die deutsch-österreichischen
Länder und Theile Ungarns umfassen sollte. Doch zur Bildung eines derartigen Staats-
wesens war die Zeit noch nicht gekommen. Auch hatte Ottokar die Kraft des deutsche«
Reiches, aus dessen Kosten das seinige sich erweitern sollte, unterschätzt.
Dem Untergänge der Staufer war in Deutschland das sogenannte Interregnum
gefolgt, eine Zeit tiefster Zerrüttung und Ohnmacht, da die auf den Thron erhobenen
auswärtigen Fürsten Alfons X. von Kastilien und Richard von Cornwallis blos Schatten-
könige waren, unter denen die bisher geltende Obermacht Teutschlands in Europa verlöre»
ging. Nun aber machten die Fürsten dieser „schrecklichen kaiserlosen Zeit" dadurch ein
Ende, daß sie den Grafen Rudolf von Habsburg aus den deutschen Thron erhoben.
Die Habsburg auf dem Wiilpelsberg an der Aar (Schweiz).
Rudolf war der älteste Sohn des Grafen Albrecht von Habsbnrg und einer Gräsin
von Kyburg, im Jahre 1218 geboren und von Kaiser Friedrich II. ans der Taufe gehoben.
Die Besitzungen seines Hauses lagen in der Schweiz und in Schwaben. In der Schweiz,
an der Aar, liegt auch die Stammburg des Hauses, die vielbesungene Habsbnrg. Guntram
der Reiche, dessen Sohn Kanzelin als Graf von Altenburg bezeichnet wird, gilt als der
Stammvater des Geschlechtes. Von Kanzelins Söhnen gründete der eine, Radebodo, der-
selbe, an den sich die Sage von den „Mauern Habsbnrgs" knüpft, im Verein mit feinem
Bruder (oder Schwager) Werner, dem Bischof von Straßburg, das Kloster Muri in der
Schweiz, während der dritte (zweite) Bruder Rudolf das elfäßische Kloster Ottmarsheim
mit der noch heute erhaltenen merkwürdigen, der Aachener Pfalzcapelle nachgebildeten
Kloster- jetzt Pfarrkirche gestiftet hat. Von Radebodos Söhnen wird der jüngste Werner
nrkundlich zum ersten Male als „Graf von Habsburg" bezeichnet. Grafen wurden die
Habsburger in jener Zeit genannt, nicht weil ihr Besitz eine Grafschaft war, sondern weil
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch