Seite - 56 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
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gelangte er anderseits auch in den Besitz der angestrebten Kaiserkrone, so war damit zugleich
jene europäische Weltmonarchie hergestellt, mit deren Hilfe der Vernichtungskampf gegen den
Feind der Christenheit, die Türken, erfolgen sollte. Es war dies ein Gedanke, dessen Ver-
wirklichung dem hochstrebenden Fürsten zwar versagt blieb, der aber wie ein Erbe auf die
Habsburger überging und unter Karl V. der Erfüllung nahe stand.
Um den Kaiser diesen Plänen geneigt zu machen, bot ihm Karl der Kühne für seinen
Sohn Maximilian die Hand seines einzigen Kindes, der Erbin von Burgund, Maria an.
Der Kaiser ging gern auf den für ihn so vortheilhaften Vorschlag ein. Zwar schieden von
einer persönlichen Zusammenkunft zu Trier der Kaiser und der Herzog als Feinde von
einander, aber die Heirat, zu der später Karl der Kühne seine Zustimmung gab, kam nach
dessen Tode doch zustande nnd legte den Grund zur Größe des Hauses Habsburg.
Noch einen dritten glänzenden Erfolg hatte die Regierung Friedrichs zu verzeichnen.
„Was seit Jahrhunderten einem Kaiser, nnd zwar auch diesem nnr in der Fülle der Macht,
nur infolge sehr bedeutender Begünstigungen gelungen war, seinem Sohne die Nachfolge
zu verschaffen, das erreichte Friedrich III. in dem Momente der tiefsten Erniedrigung uud
Machtlosigkeit." Die Kurfürsten vereinigten sich im Jahre 1486, seinen Sohn Maximilian
zum römischen König zn erwählen. Es ist dies nm so auffallender, als die Kurfürsten
wiederholt, weuu auch nicht die Absetzung Friedrichs, so doch die Wahl eines Fürsten zum
römischen König geplant hatten, dessen höhere Thatkraft die Durchführung jener unab-
weisbaren Reichsreform verbürgen sollte, zu welcher die Zustimmung des alternden
Kaisers uuu einmal nicht mehr zn erlangen war. Gewiß verdankte auch Maximilian
vor Allem Erwägungen dieser Art seine Wahl. Aber nicht nur das Reich überhaupt,
sondern auch die unter dem Drucke der Fremdherrschaft stehenden österreichischen Grenz-
gebiete desselben blickten auf den jugendlich frischen Kaiserfohn als den sicheren Bürgen
einer schöneren Zukunft. Und er hat diese Hoffnungen auch erfüllt.
Mitten in drangvoller Zeit, in den Wirren österreichischer Bürgerkriege hatte
Maximilian am Gründonnerstage (22. März) des Jahres 1459 das Licht der Welt erblickt.
Er war der zweitgeborene Sohn des Kaisers. Ein älterer Bruder, Christof, war schon ein
Jahr nach der Geburt gestorben. Seine Mntter Eleonora wünschte, er möchte einst that-
kräftiger und strenger sein als sein Vater. In der That glich Maximilian seinem Vater wohl
in der äußeren Erscheinung, auch hatte er dessen Ordnungssinn, dessen Vorliebe für tagebuch-
artige Aufzeichnungen (Memorandenbücher), dessen nmscissendes und treues Gedächtniß
geerbt; dagegen erinnerte an die Mutter sein starkes und lebhaftes Gefühl, seine rege
Phantasie und sei» unermüdlicher Thatendrang. Er war der Liebling des deutschen Volkes.
Schon sein Außeres verkündete Kraft und Gesundheit, die er sich durch fleißige Leibes-
übungen, namentlich als kühner Jäger aus Gemsen (Martinswand) nnd Eber (in den