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Vorwort
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in VA2/E6 wird zum ersten Mal Karoline erwähnt, die Kasimir als ‚himmlische‘ Ergän-
zung zur Seite tritt. Der Bildtitel „Kasimir und die Weiber“ (VA2/E6) verweist zurück
auf VA1, in der die „Weiber“ alle für Merkl geschwärmt haben (vgl. etwa VA1/E18).
Eine wiederkehrende Handlungsstruktur der VA2 sieht vor, dass Kasimir– wie der Me-
chaniker und der Ingenieur bzw. Merkl in VA1 – von der Erde in den Himmel bzw.
nach Arkadien kommt, dort seine „Einführung als Arkadier“ erfährt (erstmals in
VA2/E5), was einer Initiation in die Sitten und Gebräuche der Arkadier gleichkommt.
Daraufhin erhält er eine weibliche Ergänzung. Zunächst, in VA2/E5, wird er mit einer
märchenhaften Wunschkraft ausgestattet, mit der er sich zuerst etwas zu essen und
später, wie Papageno in Mozarts Oper Die Zauberflöte (1791), ein „Mädchen“
wünscht. Ab VA2/E6 ist von einer „Hochzeit“ die Rede. Kasimir wird also in Arkadien
verheiratet, und zwar in früheren Entwürfen mit Karoline (vgl. VA2/E8 und E9), in
späteren mit Leonore (VA2/E15–E18).
Als Requisit spielt in VA2 das „Fernrohr“ eine wichtige Rolle, das die Handlung
wohl bifokal öffnen sollte. Es taucht erstmals in VA2/E1 auf und bleibt bis zur letzten
fragmentarischen Fassung erhalten (vgl. VA2/TS7/A4/BS 41 b [3], Bl. 7). Auch die
„künstliche Befruchtung“ kehrt als „künstlich[e] Fortpflanzung“ in VA2 wieder (vgl.
VA2/E16 und E18). Die „Weiber“ und „Männer“ „streiten untereinander“ (ebd.). Ähn-
lich wie der Mechaniker bzw. Merkl in VA1 wird Kasimir in VA2 nach all seinen Um-
trieben mit den arkadischen Frauen ausgewiesen (vgl. VA2/E17 und E19). In VA2/E6 er-
wähnt Horváth einen „Epilog“; auch dieser bleibt bis zur letzten fragmentarischen
Fassung (VA2/TS7/A4) bestehen.
Die Figurenliste von VA2/E20 nennt den Namen „Kasimir Kratler“. Dieser findet sich
genauso wie der „Präsident der Republik“, „Geheimrat Professor Dr. h. c. Ferdinand Lu-
der“ und der „Ansager“ noch in der letzten erhaltenen fragmentarischen Fassung
(VA2/TS7/A4). Diese wurde über mindestens vier Ansätze erstellt und umfasst auch
frühes Material, das mit neu gefertigtem zu einer Gesamtfassung kompiliert wurde.
Das lässt sich aus der Änderung der Bildtitel und der Paginae schließen,28 zeigt sich
aber auch im Auftauchen von Figuren wie dem Merkl, seiner Frau und Rosa, die teils
auf VA1, teils auf die frühen Entwürfe von VA2 zurückgehen. Frau Merkl wird als „Frau
des Fernrohr[s]“ (VA2/TS7/A4/BS41b [3], Bl. 7) bezeichnet, womit eine deutliche Ver-
mischung der beiden Vorarbeiten erfolgt. Dem „Vorspiel“ folgen in A4 vier Bilder und
ein „Epilog“, der jedoch nur fragmentarisch ausgearbeitet ist und als Schlusspunkt
fraglich erscheint. Außerdem ist anzunehmen, dass nach den vier überlieferten Bil-
dern noch andere gefolgt wären, wenn Horváth das Stück zu Ende geschrieben hätte.
Inhaltlich reicht die fragmentarische Fassung vom „Start des Raketenfliegers Ka-
simir Kratler“ (VA2/TS7/A4/BS 41 b [3], Bl. 1), der sich im „Vorspiel“ von der Erde
„wegschiessen“ (ebd., Bl. 2) lässt, über das Zusammentreffen mit Karoline im ersten
Bild „auf einer Wolke“ (ebd., Bl. 4) und die Einführung Kasimirs als Arkadier (ebd.,
Bl. 10–14) bis zur „Denkmalsenthüllung“ (ebd., Bl. 15). Karoline ist mit Eugen liiert
(erstmals in VA2/E15), der Kasimir darüber aufklärt, dass er sich in „Arkadien“,
„[u]ngefähr genau in der Mitte zwischen Erde und Himmel“ (VA2/TS7/A4/BS41b [3],
Bl. 6), befinde. Karoline bezeichnet sich als „Fee“ (ebd.) und ist einigermaßen er-
schrocken darüber, einen „Menschen“ (ebd.) zu sehen. Das zweite Bild zeigt Frau
Merkl und Rosa. Frau Merkl beschwert sich über ihren Mann, der sich, seitdem er im
Hauptvorstand (des Gesangsvereins) ist, überhaupt nicht mehr um sie kümmere.
28 Vgl. dazu die genauen Ausführungen im „Chronologischen Verzeichnis“.
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Historisch-kritische Edition, Band 1
- Titel
- Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
- Untertitel
- Historisch-kritische Edition
- Band
- 1
- Autor
- Ödön von Horváth
- Herausgeber
- Klaus Kastberger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-058470-7
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 338
- Kategorien
- Weiteres Belletristik