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Chronologisches Verzeichnis
erklärt Kasimir, dass man sich Mädchen nicht wünschen könne, denn das gäbe „ein
fürchterliches Durcheinander“ (ebd.). Weiters führt er aus, dass „die Paare einander
einfach zugeteilt“ werden, und „sonst wird gesungen“ (Bl. 13). Der „Gesang“ (ebd.)
erhöhe die Arkadier. In „puncto Innenleben“ (ebd.) seien sie indes den Menschen
nicht überlegen. Kasimir fragt den Pantoffelhelden schließlich, was mit demjenigen
geschehe, der „neben ausgeht“ (ebd.). Der Pantoffelheld erklärt ihm, dass es das gar
nicht gebe, was Kasimir kaum glauben kann (vgl. Bl. 14). Damit endet das vierte
Bild. Wahrscheinlich sind hier weitere Bilder gefolgt, die aber nicht überliefert sind.
Im überlieferten Material schließt sich daran der „Epilog“ (Bl. 15). Eine hand-
schriftliche Streichung lässt erkennen, dass die „Denkmalsenthüllung“ (ebd.) zu-
nächst im ersten Bild situiert gewesen wäre (vgl. VA1/E1, E3, E5–E8, E10, E16, E18, E19,
E30, E31 und VA2/E1), dann aber in den „Epilog“ verschoben wurde (vgl. VA2/E6, E11, E14
und E19). Wahrscheinlich greift Horváth für den Epilog auf älteres Material zurück,
das er unverändert in TS7/A4 integriert. Hier taucht Kasimir nicht auf, sondern es ist
von zwei anonymen „kühnen Forscher[n]“ (Bl. 15) die Rede, die zwar nicht mehr auf
die Erde zurückgekehrt sind, denen jetzt aber ein Denkmal gewidmet wird. Mögli-
cherweise sind damit der Ingenieur und der Mechaniker gemeint, die in VA1 eine
wichtige Rolle spielen (vgl. etwa VA1/E3, E5, E8, E12,E30–E32 und TS2). Horváth hätte in
diesem Fall auch für den Epilog wieder auf älteres Material zurückgegriffen. Der Epi-
log beschreibt nun, wie den beiden durch Kranzniederlegungen von Seiten dreier
„B[ä]rt[e]“– also Honoratioren mit Bart– gehuldigt wird. Zuletzt fällt die Hülle von
dem Denkmal herab und eine Musik untermalt die feierliche Enthüllung. Damit
bricht TS7/A4 ab.
Es handelt sich bei diesen Ausarbeitungen um die letzten Blätter zu VA2. In wahr-
scheinlich relativ großem zeitlichen Abstand (1932/33) hat Horváth neuerlich den
WerktitelHimmelwärts für ein Werkprojekt verwendet, das hinsichtlich der Differen-
zierung von „Oben“ und „Unten“ (vgl. K1/TS6/A3) ähnlich strukturiert ist wie das
Werkprojekt der beiden Vorarbeiten. Darüber hinaus weist es aber wenige themati-
sche oder personelle Gemeinsamkeiten mit diesem auf (vgl. die folgenden Konzep-
tionen).
Konzeption1: Himmelwärts– Märchen in zwei Teilen
Zur eigentlichen Werkgenese vonHimmelwärts, dem „Märchen in zwei Teilen“, wie es
im Stammbuch des Neuen Bühnenverlags (Exemplar in: ÖLA 3/S 17) überliefert ist,
ist kaum genetisches Material vorhanden. Es lässt sich deshalb nur von einer einzi-
gen Konzeption sprechen, die wenige Entwürfe und Textstufen umfasst, welche die
Endfassung vorbereiten. Es ist hier von weitreichenden Überlieferungsverlusten aus-
zugehen. Mit K2 adaptiert Horváth das Stück in Hinblick auf seine Uraufführung
1937, die entsprechenden Entwürfe und Textstufen gehören deshalb nicht zum ge-
netischen Material im engeren Sinne, das der Erstellung der Endfassung vorausgeht.
Das Werkprojekt Himmelwärts, wie es mit K1 vorliegt, unterscheidet sich deutlich
von jenem der beiden Vorarbeiten. Wahrscheinlich liegt zwischen den Vorarbeiten
und K1 ein großes zeitliches Spatium, möglicherweise von ein bis maximal zwei Jah-
ren. Die beiden Vorarbeiten gehen bereits auf den Herbst 1931 zurück (vgl. die ein-
führenden Kommentare zu VA1 und VA2 sowie jenen zu VA2/E20). Wahrscheinlich hat
Horváth jedoch erst im Frühjahr 1933, nach der Fertigstellung von Kasimir und Ka-
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Historisch-kritische Edition, Band 1
- Titel
- Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
- Untertitel
- Historisch-kritische Edition
- Band
- 1
- Autor
- Ödön von Horváth
- Herausgeber
- Klaus Kastberger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-058470-7
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 338
- Kategorien
- Weiteres Belletristik