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Einführung
wichtigen Entscheidungen treffen durfte – 17 und schließlich in der im Jahr
1568 erfolgten Einrichtung des Klosterrates , der die Aufgabe hatte, die
Güterverwaltung der Klöster zu sanieren und religiöse Reformen gemäß den
Beschlüssen des Konzils von Trient voranzutreiben.18
Besonders nachdrücklich waren die Interventionen im Fall eines Inter-
regnums . Im Jahr 1596 verweigerte der Landesfürst dem durch den Klos-
terneuburger Konvent gewählten Propst Andreas Weissenstein die Bestäti-
gung, und zwar nicht, weil diesem gebildeten Mann die Kompetenzen gefehlt
hätten oder weil er religiös indifferent gewesen wäre, sondern weil dieser
ein Verfechter der kirchlichen Freiheiten gegenüber staatlichen Eingriffen
war. Während der vier Jahre dauernden Auseinandersetzungen, an deren
Ende der gewählte Kandidat trotz der Unterstützung durch den Passauer
Offizial Melchior Khlesl resignieren musste, wurde die Verwaltung des Stif-
tes von Administratoren – einem Konventualen, dem Hofmeister und dem
Grundschreiber – geleitet. Dem Konvent wurden also von den landesfürstli-
chen Behörden für die Temporalienverwaltung zwei eigene Angestellte als
Administratoren vorgesetzt, die noch dazu in Opposition zum gewählten
Kandidaten als Klostervorsteher standen.19 Wie diese Episode zeigt, ist die
Verwaltungsgeschichte von geistlichen Grundherrschaften vor allem im 16.
und im frühen 17. Jahrhundert eng mit der staatlichen Religionspolitik und
der Geschichte des jeweiligen Klosters im Zeitalter der Reformation und der
katholischen Erneuerung verbunden.
Für eine erste Orientierung in der Klosterneuburger Stiftsgeschichte bie-
ten sich mehrere kurz gehaltene und für ein breiteres Publikum angelegte
Überblicksdarstellungen an.20 Trotz des Fehlens einer wissenschaftlichen
Monographie zur Stiftsgeschichte kann die Geschichte Klosterneuburgs
durchaus als gut erforscht gelten, was nicht zuletzt auf das in unregelmäßi-
gen Abständen erscheinende »Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg « zurück-
zuführen ist.21 Der Schwerpunkt der Forschung liegt allerdings eher auf
17 Röhrig, Protestantismus und Gegenreformation 109; Editionstexte Nr. 4, 5 und 6. Vgl. die
ähnlich gelagerten Interventionen im Stift Melk, Keiblinger, Geschichte Bd. 1 771 f.
18 Sattek, Klosterrat; Petrin, Klosterrat; Röhrig, Protestantismus und Gegenreformation; Gan-
goly, Einfluss; Winkelbauer, Ständefreiheit 2 114.
19 Jöchlinger, Weissenstein 38–124, die Einsetzung der beiden weltlichen Administratoren 47.
20 Einen konzentrierten Überblick über die Geschichte der Stadt und des Stiftes bietet Röhrig,
Klosterneuburg; Röhrig, Otruba, Duscher (Hg.), Klosterneuburg, insbesondere die Beiträge
Perger, Klosterneuburg im Mittelalter, und Röhrig, Klosterneuburg in der Neuzeit; Starzer,
Klosterneuburg 305–526. Die rezenteste, populär gehaltene Darstellung der Stiftsgeschichte
ist Buhlmann, Geschichte. Die älteste Stiftsgeschichte stammt aus dem Jahr 1815: Fischer,
Merkwürdige Schicksale 1. Zur Kulturgeschichte siehe Ludwig, Klosterneuburg.
21 Das Jahrbuch wurde 1908 gegründet, bis 1919 sind neun Bände erschienen. Im Jahr 1961
wurde die Reihe als »Neue Folge« wieder reaktiviert. Der bisher letzte Band wurde im Jahr
2015 herausgegeben (Neue Folge 22, in der Gesamtreihe Bd. 31).
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Titel
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Untertitel
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Herausgeber
- Josef Löffler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 876
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848