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2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung
Klosters im Dunkeln. Ob es sich um eine originäre Stiftung des Markgrafen
handelt, ist nicht geklärt, das Gelände war jedenfalls alter Siedlungsgrund.
Die Erstnennung datiert auf das Jahr 1108, als der Augsburger Bischof
der Marienkirche in Neuburg eine Schenkung machte. Im Jahr 1113 ist
Leopold III . erstmals als Wohltäter des Stiftes belegt, ein Jahr später er-
folgte die Grundsteinlegung der Stiftskirche . Wohl zeitgleich verlegte der
Markgraf auch seine Residenz nach Klosterneuburg , in dem von ihm er-
bauten Gebäude befindet sich heute das Stiftsarchiv. Im Jahr 1133 wurde
das bis dahin weltliche Kollegiatstift in ein Kloster der Augustiner-Chorher-
ren umgewandelt.33 Während der Amtszeit des Propstes Hartmann (1133–
1140), des ersten Propstes aus dem Augustiner-Chorherrenorden, entstand
auch ein Chorfrauen-Stift . Wie bei Doppelklöstern üblich, war der Propst
auch Vorstand des Frauenklosters. Das Chorfrauenstift St. Magdalena – das
Patrozinium ist erst im 15. Jahrhundert belegt – existierte bis 1578.34
Neben der großzügigen Ausstattung durch den Stifter und seine Familie
vermehrte sich der Besitz des Klosters stetig durch zahlreiche Schenkungen
von Ministerialen des Markgrafen und anderen Gönnern.35 Diese Zuwen-
dungen wurden in das noch erhaltene Saalbuch, das von 1108 bis in die
Mitte des 13. Jahrhunderts reicht, eingetragen. Mit dem Anwachsen des
Besitzstandes wurde dieser Traditionskodex immer unübersichtlicher, zu-
mal Vergleiche oder richterliche Beschlüsse im Falle von Streitigkeiten mit
den Nachkommen der Schenker ohne Verweis auf das strittige Rechtsgut
eingetragen wurden. Die praktische Benutzbarkeit litt auch darunter, dass
Tauschhändel, bei denen entfernt gelegene Untertanen oder Güter mit nä-
her gelegenen Besitzungen anderer Herrschaften getauscht wurden, nur
unzureichend vermerkt wurden.36
Das erste überlieferte Urbar , das allerdings nur als Abschrift aus dem
frühen 16. Jahrhundert erhalten ist, datiert auf das Jahr 1258, insgesamt
sind bis ins Jahr 1505 acht Urbare überliefert, die allerdings vornehmlich
33 Röhrig, Gründung 81–87; ders., Klosterneuburg 20–25; Röhrig, Leopold III. 79–90; Perger,
Klosterneuburg 141–143, 175 f.; Brunner, Leopold 158–163; Dienst, Agnes 106–114; Buhl-
mann, Geschichte 10–17; Scheibelreiter, Babenberger 170–173. Zur Schleierlegende: Bogner,
Schleier, 51–58; Petraschek-Heim, Agnes Schleier 59–78; Ältere, teilweise überholte Studien zu
den Anfängen des Stiftes: Wolf, Die Anfänge 82–117; Maschek, Klosterneuburg 404–410.
34 Davy, Augustiner-Chorfrauen; Kurz, Doppelklöster 5–123; Kovarik, Chorfrauenkloster; Perger,
Klosterneuburg 186 f.; Zeibig (Hg.), Urkundenbuch 1 LXIVf.
35 Zeibig (Hg.), Urkundenbuch 1 XVIII – XX.
36 Ludwig, Das älteste Urbar 188–191; Walter, Besitzgeschichte 4, 7 f.; Nowatschek, Wirtschaft
13 f.; Holubar, Grundbuch 77 f. Die Ausführungen in der Literatur gehen, auch wenn es mit
Ausnahme von Holubar nicht zitiert wird, auf das im Jahr 1845 von Maximilian Fischer
verfasste Repertorium über die Grund-, Dienst- und Gewehrbücher zurück: StAKl, Hs. 275
I – V. Von diesem wurde auch das Saalbuch, das zwischen 1142 und 1168 entstanden sein
dürfte, ediert: Fischer (Hg.), Codex Traditionum. Vgl. ders., Merkwürdigere Schicksale 2.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Titel
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Untertitel
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Herausgeber
- Josef Löffler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 876
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848