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Einführung
sogenannte Kompromissäre gewählt.73 Am Beginn seiner Amtszeit wurde
ihm für die Wirtschaftsführung der landesfürstliche Anwalt Hans Ulrich
Apfelbeck zur Seite gestellt, ohne dessen Zustimmung er keine wichtigen
Entscheidungen treffen durfte.74 Mit der Einrichtung des Klosterrates im
Jahr 1568 war das freie Wahlrecht der Klostervorsteher de facto aufgehoben
und die Wahlen fanden unter der Aufsicht, teilweise sogar unter dem Vorsitz
kaiserlicher Kommissäre statt.75 Im Jahr 1578 wurde mit Kaspar Christiani
(1578–1584) ein Wiener Domherr, also ein Weltpriester, gegen den energi-
schen Widerstand des Konvents vom Kaiser zum Prälaten postuliert.76
Außerdem übte ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch der in
Wien residierende Passauer Offizial verstärkten Einfluss auf die Orden im
Allgemeinen und auf die Prälatenwahlen im Speziellen aus. Vor allem der im
Zeitraum zwischen den Jahren 1580 und 1600 als Offizial und Generalvikar
wirkende Melchior Khlesl intervenierte hartnäckig bei der Bestellung von
Prälaten , wobei er auch heftige Auseinandersetzungen mit der Regierung
bzw. dem Klosterrat nicht scheute.77 Die Spannungen zwischen dem Pas-
sauer Offizial und dem Klosterrat wurden im Jahr 1592 mit der sogenannten
»Passauer Transaktion « zwischen Kaiser Rudolf II. und dem Passauer Bi-
schof Urban von Trenbach entschärft, indem die Kompetenzen zwischen
dem Bischof und dem Landesfürsten genau festgelegt wurden.78 Allerdings
gab es auch später immer wieder Konflikte: Im Jahr 1596 unterstützte
Khlesl mit Nachdruck den Kandidaten Andreas Weissenstein , dem aber der
Landesfürst nach der Wahl die Bestätigung verweigerte, weil er trotz seiner
Gelehrsamkeit und seiner tadellosen katholischen Gesinnung offenbar eine
zu selbstbewusste Position bei der Verteidigung der klösterlichen Freihei-
ten gegenüber den landesfürstlichen Interventionen verfolgte. Er musste
nach einer vier Jahre lang andauernden Auseinandersetzung im Jahr 1600
73 Zu Kompromissären wurden der kaiserliche Kommissär Bischof Urban Sagstetter von Gurk,
der passauische Offizial Christoph Hillinger, Propst Siegmund Pfaffenhofer von St. Florian
sowie zwei Konventualen stellvertretend für das Kapitel bestimmt. Röhrig, Protestantismus
und Gegenreformation 124 f.
74 Nr. 4.
75 Röhrig, Protestantismus und Gegenreformation 116 f., 124 f., 136–143. Zur Einwirkung des
Klosterrates auf die Propstwahlen vgl. Gangoly, Einfluss 35–50.
76 Röhrig, Protestantismus und Gegenreformation 135–143; Jöchlinger, Weissenstein 118–124.
77 Winner, Prälaten 113. In seiner Bestallung wurde er mit umfassenden Vollmachten ausge-
stattet, der Passauer Bischof behielt sich nur die Bestätigung der Prälaten vor. Wiedemann,
Geschichte der Reformation und Gegenreformation 5 526. Zu Khlesls Auseinandersetzun-
gen mit dem Klosterrat siehe Sattek, Klosterrat 59–68. Vgl. auch die Auseinandersetzungen
Khlesls mit der Hofkammer wegen einer unzulässigen Visitation, Röhrig, Protestantismus und
Gegenreformation 161 f.
78 Wiedemann, Geschichte der Reformation und Gegenreformation 2, 324–457; Sattek, Klosterrat
69–83.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Titel
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Untertitel
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Herausgeber
- Josef Löffler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 876
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848