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2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung
Der Oberkellerer
Der oberste Verwalter des Stiftvermögens und Stellvertreter des Propstes in
wirtschaftlichen und grundherrschaftlichen Angelegenheiten war der Ober-
kellerer , der vom Propst ernannt wurde. 96 Das Amt des supremus cellarius
dürfte von Propst Hartmann , dem ersten Regularkanoniker an der Spitze
des Klosters, nach dem Vorbild seiner früheren Wirkungsstätte im Salzburger
Domkapitel eingerichtet worden sein.97 Der mit dem Posten verbundene Ein-
fluss und die Möglichkeit sich zu bewähren, machten das Oberkellereramt –
ähnlich wie auch das Amt des Dechanten – nicht selten zu einem Sprungbrett
für die Prälatur .98 Vor der Mitte des 16. Jahrhunderts dürfte der Oberkellerer
zumindest eine Zeit lang auch in Wien ansässig gewesen sein.99
Trotz seiner Stellung an der Spitze des Verwaltungsapparates bleibt die
Funktion des Oberkellerers in der Überlieferung eher blass, weil es für dieses
Amt, wie bei allen mit Konventualen besetzten Positionen, keine Instruktio-
nen gab. Ein Funktionsprofil lässt sich deshalb im Wesentlichen nur über die
Normtexte der anderen Amtsträger skizzieren.100 Als Leiter der Stiftsver-
waltung war der Oberkellerer dazu berufen, den Propst bei Amtshandlungen
oder als Empfänger von Berichten der Beamten in dessen Abwesenheit zu
vertreten. Dem Oberkellerer unterstand die Oberkammer , die bis in die
erste Hälfte des 17. Jahrhunderts die wichtigste Verwaltungseinheit für alle
obrigkeitlichen Materien, vornehmlich die zivilrechtlichen Angelegenheiten,
war.101 Nicht in ihre Kompetenz fiel allerdings die niedere Gerichtsbarkeit ,
die zwar in den Räumlichkeiten der Oberkammer stattzufinden hatte, aber in
den Zuständigkeitsbereich des Hofmeisters fiel.102 Als Leiter der Oberkam-
mer verwahrte der Oberkellerer die Schlüssel zu den Amtsräumen , in denen
er bei Parteienverkehr auch anwesend sein musste.103
96 Zeibig (Hg.), Urkundenbuch 1 XXXVf. Nach der Instruktion Ferdinands I. für den von ihm für
das Stift eingesetzten Anwalt musste der Propst aus einem Zweier- oder Dreiervorschlag des
Konvents auswählen, alternativ konnte er auch eine freie Wahl durchführen lassen. Nr. 4, § 4.
97 Nr. 160 , § 1.
98 Zeibig (Hg.), Urkundenbuch 1 XXXVI. Eine Liste der Oberkellerer findet sich bei Perger,
Klosterneuburg 179 f.
99 Dies geht aus einem Reformvorschlag aus dem Jahr 1559 hervor. Zu diesem Zeitpunkt war
der Sitz aber nicht mehr in Wien. Nr. 4, § 10. Nach StAKl, Briefe Hechtl, Paperl, Hausman-
stetter, Nr. 194: Schreiben wegen der Neubesetzung der Ämter (undatiert, erste Hälfte des
16. Jahrhunderts). Demnach hatte der Oberkellerer seinen Sitz im Hof zu Wien und auf der
Oberkammer.
100 Z. B. Nr. 63 , § 2; Nr. 128 , § 1.
101 Z. B. Nr. 14 , § 6.
102 Siehe S. 53 f.
103 Nr. 52 , § 4.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Titel
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Untertitel
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Herausgeber
- Josef Löffler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 876
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848