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Einführung
betrauter Amtsträger, dessen Aufgaben erst später auf gerichtliche Ange-
legenheiten erweitert wurden.123 Belegt sind weiter ein Guster (von lat.
custos), der außerhalb des Klosters im Gusterhof wohnte und die Geschäfte
der Stiftspfarre besorgte. Dem Oblaymeister (oblajarius, magister oblagiae)
oblag die Verwaltung der frommen Stiftungen, die den einzelnen Chorherren
die Präbende aufbesserten. Das Oblayamt verschwand in der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts, die Einkünfte gingen an den Oberkellerer . Bereits im
14. Jahrhundert ist auch ein Pfistermeister belegt, der sich um die Lagerung
und die Verwendung des im Schüttkasten verwahrten Getreides , um die Bä-
ckerei und um die Mühlen kümmerte. Der Kämmerer stand der sogenannten
unteren Kammer vor, er war für die Erhaltung der Gebäude , die Kleidung
und die Besoldung der Stiftsdiener zuständig. Der Spittelmeister verwaltete
das Stiftsspital und dessen Einkünfte und er war für die geistliche Versor-
gung der Insassen zuständig.124
Diesen Amtsträgern war jeweils ein Amt im Sinne eines grundherrschaft-
lichen Verwaltungsbezirks zugewiesen, das von ihnen weitgehend autonom
verwaltet wurde und aus dessen Einkünften der jeweilige Amtsträger auch
die Ausgaben für die mit seinem Amt verbundenen Aufgaben zu bestrei-
ten hatte. Funktion und räumliche Verwaltungseinheit hatten entweder die
gleiche Bezeichnung, wie z. B. beim Guster -, beim Propstei - oder beim Spi-
talamt , einige der Verwaltungsbezirke in der Umgebung des Stiftes hießen
hingegen nach früheren Amtsträgern (z. B. Egneramt , Blasiamt , Neuburge-
ramt etc.). Die Verwaltung von jenen Ämtern, die nicht unmittelbar einem
Amtsträger zugewiesen waren, lag in den Händen des Oberkellerers , der
sie vor Ort von Amtmännern betreuen ließ.125 Bemerkenswert ist, dass
es offenbar im Spätmittelalter lange Zeit noch keine zentrale Verwaltung
für die Weinwirtschaft gab, sondern dass die einzelnen Ämter den Wein
unabhängig voneinander im Kleinausschank oder im Großhandel vertrie-
ben.126 Spätestens seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gab es dann
allerdings auch einen Weinkellner als Oberbeamten für den Weinbau .127 Die
an das Pfründenwesen angelehnte spätmittelalterliche Verwaltungsstruktur
verschwand wohl spätestens im frühen 16. Jahrhundert, die dort wurzelnde
Vermischung und Überschneidung von territorialen Verwaltungsbezirken
und funktionalen Zuständigkeiten verblieb aber bis zur Kanzleireform im
Jahr 1786 ein Charakteristikum der Stiftsverwaltung.
Im Jahr 1509 ersetzte Propst Georg II. Hausmanstetter unmittelbar
nach seinem Amtsantritt auf Wunsch des Konvents die beiden weltlichen
123 Zeibig (Hg.), Urkundenbuch 1 XXIV.
124 Zeibig (Hg.), Urkundenbuch 1 XXXV – XLII; Planer, Besitzgeschichte 1–5.
125 Zeibig (Hg.), Urkundenbuch 1 XXXV; Planer, Besitzgeschichte 1–5; StAKl, Hs. 275 VIII.
126 Zeibig (Hg.), Urkundenbuch 1 XXIX; Sulovsky, Weinhandel 43.
127 Nach Sulovsky, Weinhandel 35 erhielt der Weinkellner einen Teil der Gesamteinnahmen.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Titel
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Untertitel
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Herausgeber
- Josef Löffler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 876
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848