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Einführung
gewählte Propst und der Konvent streng an die katholischen Glaubensprak-
tiken halten sollten und einen ihrem geistlichen Stand entsprechenden
Lebenswandel zu führen hätten, lässt sich aber wohl als indirekter Kon-
trollauftrag interpretieren.148 In der Anwaltsinstruktion wurden auch die
Grundsätze der Verwaltung festgelegt: Im Sinne eines Mehr-Augen-Prinzips
mussten alle weltlichen Angelegenheiten, vornehmlich wenn es um Einnah-
men und Ausgaben ging, vom Propst , vom landesfürstlichen Anwalt , vom
Oberkellerer und vom Grundschreiber collegialiter abgehandelt werden,149
bei Weinkäufen war darüber hinaus der Weinkellner beizuziehen.150 Die
Verwaltung der Ein- und Ausgaben und die Abrechnung aller Ämter wurden
der Oberkammer unter der Leitung des Oberkellerers unterstellt. Die
einzelnen Offiziere mussten bis Montagvormittag die Wochenabrechnungen
vorlegen, die gleichentags vom Propst und dem ihm beigestellten Kollegium,
im Bedarfsfall auch unter Beiziehung des Hofmeisters , zu kontrollieren
waren.151 Das eingenommene Geld war – bis auf zwei- oder dreihundert
Gulden für den täglichen Gebrauch in der Handkassa – auf der Oberkammer
in einer Truhe mit drei verschiedenen Schlössern zu verwahren, zu denen
der Propst , der Oberkellerer und der Anwalt je einen Schlüssel hatten.152
Abgesehen von der vom Propst an die niederösterreichische Kammer
abzuliefernden Jahresabrechnung , die der Anwalt ebenfalls zu kontrollieren
und zu unterzeichnen hatte, musste dieser ebenfalls vierteljährlich bzw. auf
Anforderung auch öfter eine eigene summarische Rechnung legen.153 Im
Besonderen sollte er sich auch um die einträglichsten Wirtschaftszweige,
den Weinbau und die Forstwirtschaft , kümmern.154 Falls der Anwalt Mängel
in der Amtsführung des Propstes oder anderer Amtsträger feststellte, sollte
er diese mit guetter beschaidenhait [. . . ] unndersagen und anhalten. Wenn
auch nach zwei- oder dreimaliger Ermahnung keine Änderung eintrat, hatte
er den Auftrag, über den Missstand in einem Gutachten an den Kaiser bzw.
die niederösterreichische Kammer zu berichten.155
Neben der Amtsinstruktion wurde dem Anwalt auch ein Reformpro-
gramm aufgetragen: Dringend angemahnt wurden eine Verringerung des
überhöhten Personalstandes, die Verhinderung der Entwendung von Le-
bensmitteln, die Einstellung der Verschwendung in Keller und Küche –
anscheinend wurden bis zu 135.000 Liter Wein im Jahr konsumiert und trotz
148 Nr. 4, § 2.
149 Nr. 4, §§ 4, 6.
150 Nr. 4, § 5.
151 Nr. 4, §§ 3, 9.
152 Nr. 4, § 6, 8.
153 Nr. 4, § 10; Nr. 6, § 2.
154 Nr. 6, § 4.
155 Nr. 6, § 5.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Titel
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Untertitel
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Herausgeber
- Josef Löffler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 876
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848