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2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung
Der höchstrangige weltliche Beamte des Stiftes war der Hofmeister , der
bis etwa Mitte des 17. Jahrhunderts im Wesentlichen zwei größere Funkti-
onsgebiete hatte, nämlich einerseits die Leitung des »Hofstaates« des Präla-
ten , andrerseits hatte er Kompetenzen in der obrigkeitlichen Verwaltung. In
seiner Funktion als Vorsteher des Hofes waren ihm – wenn sich der Propst
die Vereidigung der oberen Beamten auf seine Person nicht selbst vorbehielt,
wie das vor allem Mitte des 16. Jahrhunderts mehrfach der Fall war –,167
alle weltlichen Offiziere mit Ausnahme des Grundschreibers , der meist di-
rekt dem Oberkellerer unterstand,168 eidlich zu Gehorsam verpflichtet. Der
Hofmeister war für die disziplinäre Ordnung aller im Stift befindlichen
Personen zuständig und hatte die Oberaufsicht über den Weinkeller , die
Pfisterei , den Geschirrhof , die Küche sowie das Stall - und Forstwesen , wo er
überall dafür Sorge tragen sollte, dass die Vorgaben eingehalten und keine
Ressourcen verschwendet werden.169 Disziplinäre Verfehlungen oder auch
Unordnung und Faulheit von Stiftsbediensteten musste er auf der Ober-
kammer anzeigen und die Delinquenten mit zimblicher und gebüerlicher
straffahnden,170 ab dem frühen 17. Jahrhundert mussten schwere Fälle von
Ungehorsam auch direkt dem Prälaten gemeldet werden.171 Dem Hofmeis-
ter oblag auch die Sicherheit im Kloster. Dazu gehörten, neben alltäglichen
Aufgaben wie der Aufsicht über die Torhüter , der Ein- und Auslass in die
Klosteranlage und das Absperren der Türen in der Nacht,172 auch Vorkeh-
rungen für kriegerische Ereignisse. So hatte er Waffen und Kriegsmaterial
sicher zu verwahren, und er war im Ernstfall auch für die Verteidigung des
Klosters und für die Unterbringung schutzsuchender Untertanen verant-
wortlich.173 Als oberster Hofbeamter war er außerdem für den Empfang und
die Verpflegung von Gästen zuständig.174
Im Bereich der obrigkeitlichen Verwaltung übte der Hofmeister vor allem
die niedere Gerichtsbarkeit aus.175 Die Verhöre musste er in Beisein von
Verordneten auf der Oberkammer vornehmen, wohin auch die genau zu
167 Nr. 9 , § 5.
168 Nr. 14 , § 8; Nr. 15 , § 8; Nr. 17 , § 8; Nr. 18 , § 9. Nach den Instruktionen für den Grundschreiber
war dieser allerdings dem Hofmeister sein respect zu haben schuldig. Nr. 54, § 3.
169 Nr. 15 , § 7, 8, 9, 10, 14, 15, 17.
170 Nr. 15 , §§ 8, 17.
171 Nr. 17 , § 17.
172 Nr. 15 , §§ 18, 19.
173 Nr. 15 , §§ 11, 12, 13. Vgl. Fritz, Kriegsrüstungen.
174 Nr. 15 , §§ 20, 21.
175 Zur niederen Gerichtsbarkeit in Niederösterreich vgl. Feigl, Recht 44 f.; Feigl, Grundherr-
schaft 147–178.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Titel
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Untertitel
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Herausgeber
- Josef Löffler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 876
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848