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2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung
zentrale Funktion hatte dabei der Kammerschreiber inne. Das Kammer-
amt gab es schon im Spätmittelalter, 203 die erste überlieferte Instruktion
datiert allerdings erst in das ausgehende 16. oder frühe 17. Jahrhundert. 204
Beim Kammerschreiber liefen die Finanzströme des Stiftes zusammen, alle
anderen Ämter hatten bei ihm die Einnahmen abzuliefern und über ihn
liefen auch die Ausgaben, worüber er Bücher zu führen hatte. 205 Er war
außerdem für das Bauwesen im Stift, die Instandhaltung der Gebäude , die
Vorratshaltung von Baumaterial , die Bezahlung der Handelsleute , Künstler
und Handwerker zuständig und er hatte die Aufsicht über die Bauhandwer-
ker , den Schmied und den Schlosser sowie über den Zimmerwärter , der für
die Bett - und Tischwäsche sowie das Geschirr verantwortlich war. 206 Der
Kammerschreiber musste außerdem bei der wöchentlichen Überprüfung der
Wochenzettel der verschiedenen Ämter durch den Dechanten , die verord-
neten Konventualen und den Hofmeister anwesend sein, und es war seine
Aufgabe, den zuständigen Beamten eine Bestätigung der Richtigkeit ihrer
Rechnungsführung auszufertigen. 207
Der Weinkellner war für den Bereich des Eigenweinbaus und für die ver-
pachteten Weingärten zuständig. Neben der Aufsicht über die zahlreichen
Beschäftigten in diesem für die Stiftseinnahmen besonders bedeutenden
Sektor 208 verantwortete er auch den Weinausschank 209 sowie die Ausspei-
sung des Weines an die Stiftsbediensteten. 210 Außerdem übernahm er den
eingehobenen Zehent- und Bergrechtswein – die Einhebung selbst orga-
nisierte allerdings die Oberkammer –, wobei er auch eine Kontrollpflicht
gegenüber den einhebenden Richtern, Zehent- und Bergrechtsschreibern
hatte. 211 Dem Weinkellner oblag die Aufsicht über die Weinkeller des Stiftes
sowie die Verwahrung des Werkzeugs und anderer Utensilien, die bei der
Grundherrschaftliche Verwaltung, Staat und Raum; ders., Grundherrschaft, Gerichtsbar-
keit und Regionalverwaltung. Zur wirtschaftlichen Dimension der niederösterreichischen
Grundherrschaft siehe Knittler, Grundherrschaft; ders., Klosterökonomie; ders., Einkom-
mensstruktur Stifte; ders., Nutzen; ders., Adelige Grundherrschaft; ders., Gewerblicher Ei-
genbetrieb; ders., Entrepeneurship; ders., Adel und landwirtschaftliches Unternehmen; ders.,
Einkommensstruktur Adelsherrschaften; Hoffmann, Grundherrschaft.
203 Vgl. S. 46 .
204 Nr. 77 . Diese Instruktion ist jedenfalls älter als die aus dem Jahr 1618 stammende Instruktion
Nr. 78 , sie lässt sich ansonsten aber nur anhand der Schrift ungefähr zeitlich eingrenzen.
205 Nr. 77 , §§ 2, 3. Eine detaillierte Regelung findet sich in Nr. 78 , § 3.
206 Nr. 77 , §§ 4, 5, 6, 9, 12, 14.
207 Nr. 77 , § 18.
208 Siehe S. 37 . Zum Weinbau siehe die Beiträge in Holubar, Huber (Hg.), Rebstock; Sulovsky,
Weingartenbesitz; Strebl, Weinbau.
209 Nr. 101 , §§ 28, 29, 30.
210 Nr. 107 .
211 Nr. 101 , §§ 18, 19.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Titel
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Untertitel
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Herausgeber
- Josef Löffler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 876
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848