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Einführung
nun unter der Führung des Hofmeisters und umfasste auch den ihm unter-
stellten Rentschreiber . Der genaue Zeitraum der Reform lässt sich anhand
der erhaltenen Normtexte nicht feststellen, weil die Überlieferung in dieser
Zeit ungünstig und teilweise auch widersprüchlich ist. In den Hofmeisters-
instruktionen findet sich bis 1637 kein Hinweis, dass der Hofmeister eine
Funktion auf der Rentkammer innegehabt hätte, 240 eine Bestallung für den
Hofmeister Hans Ster aus dem Jahr 1634 241 überlässt diesem für die nörd-
lich der Donau gelegenen Untertanen hingegen bereits die canzleÿ tax von
aufrichtung der verträg, khauff-, geburts- und lehen-brief, die bis dato wie
alle Zivilrechtsangelegenheiten auf der Oberkammer abgehandelt wurden.
Eine Taxordnung für die Rentkammer , die zwischen den Jahren 1643 und
1648 entstanden ist, weist dem Hofmeister bereits die zentrale Position bei
den Taxeinnahmen der Rentkammer zu. 242
Sehr deutlich wird die Veränderung dann in der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts. Die Hofmeisterinstruktion aus dem Jahr 1684 unter-
scheidet sich grundsätzlich von den Vorgängertexten aus der ersten Jahr-
hunderthälfte. Der Hofmeister hatte zwar als höchster weltlicher Beamter
auch weiterhin die Dienstaufsicht über die Stiftsbediensteten inklusive ei-
ner Strafbefugnis bei Verfehlungen inne, ansonsten finden sich aber die
vormals vielfältigen Kompetenzen, die den Hof und das Kloster selbst be-
treffen, nicht mehr in seinem Aufgabenkatalog. 243 Dafür gehörten jetzt
Zivilrechtssachen (Vertrags-, Kauf-, Sippschafts- und Testamentshandlun-
gen sowie Waisensachen) der Untertanen nördlich der Donau , die vormals
zur Oberkammer ressortierten, zu seinen Aufgaben. 244 Mit Ausnahme der
Grundbuchsführung, die auf der Rentkammer weiterhin der Rentschrei-
ber besorgte, hatte der Hofmeister in nichtstreitigen Zivilrechtssachen nun
vergleichbare Kompetenzen wie der Grundschreiber auf der Oberkammer ,
dessen Aufgaben relativ unverändert blieben. 245 Der Oberkellerer blieb
weiterhin nominell der Leiter der Oberkammer , 246 allerdings übte er die
gleichen (Kontroll-)Aufgaben, die er seit jeher auf der Oberkammer aus-
geübt hatte, nun auch auf der Rentkammer aus, zum Beispiel musste er
bei den genannten Amtshandlungen der nichtstreitigen Zivilgerichtsbar-
keit anwesend sein, sodass er eher als ein gleichermaßen über den bei-
den Kanzleien stehender Oberbeamter erscheint. Dem Oberkellerer fiel in
240 Nr. 20 .
241 Nr. 30 , § 2.
242 Nr. 38 .
243 Vgl. dazu die Instruktionen Nr. 20 (1637) und 22 (1684) sowie die Beschreibung der »Hof-
meisteramtsverrichtungen« Nr. 21 (letztes Drittel 17. Jahrhundert).
244 Nr. 22 , § 3.
245 Nr. 57 .
246 Er verwahrte jedenfalls die Schlüssel, Nr. 57 , § 4.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Titel
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Untertitel
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Herausgeber
- Josef Löffler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 876
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848