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Einführung
träge , Testamente und Gewere protokollierte. Der Extraschreiber war für
das Haupt- und das Kaufprotokoll sowie gemeinsam mit dem Protokollisten
für die Expeditionen auf der Oberkammer zuständig. 257
Die Trennung zwischen Ober- und Rentkammer wurde zunehmend als
ineffizient empfunden, vor allem war die unterschiedliche Organisation der
beiden Kanzleien einer einheitlichen Rechnungsführung hinderlich. Erste
Vorschläge zu einer Kanzleireform gab es bereits im Jahr 1775, die aber von
Probst Ambros Lorenz nicht umgesetzt wurden. 258 Die treibende Kraft hin-
ter der Reform war der seit dem Jahr 1773 als Oberkellerer amtierende Ig-
naz Dauderlau . Unmittelbarer Auslöser war schließlich die mit der josephi-
nischen Steuerregulierung des Jahres 1785 einhergehende Überforderung
des Verwaltungsapparats. 259 Das Stift musste für die Vermessungsarbeiten
des kaiserlichen Großprojekts für jeden Kreis einen Beamten zur Verfügung
stellen, im Viertel unter dem Manhartsberg wegen Überlastung des ersten
Beamten später auch noch einen zweiten. Dauderlau schrieb im Erinne-
rungsbuch, dass einige dieser Beamten bereits 20 Monate von der Kanzlei
abwesend waren und noch keine Aussicht bestand, dass diese bald wieder
in den Kanzleidienst zurückkehren würden. 260 Darüber hinaus waren noch
weitere Beamte wegen der Militärkonskription und der Schulvisitationen
abwesend, sodass die Verwaltung angesichts der enormen Rückstände vor
dem Zusammenbruch stand, von verschiedenen Seiten wurde sogar mit
Strafzahlungen gedroht. Am 30. Dezember 1786 wurde schließlich die neue
Kanzleiordnung ausgefertigt. Die beiden ehemaligen Kanzleien wurden nun
aufgelöst und die Geschäfte zusammengeführt. Die Leitung wurde einem
Kanzleidirektor übertragen, dem alle Beamten zu Gehorsam verpflichtet
waren. 261 Der Posten des Kanzleidirektors ersetzte das Amt des Oberkel-
lerers , folgerichtig wurde der vormalige Oberkellerer Ignaz Dauderlau auch
der erste Kanzleidirektor . 262
Die Kanzlei selbst wurde in sechs Abteilungen unterteilt: 263
1. Das Hofgericht , in dem alle politischen Geschäfte , das Gerichtswesen und
die Verlassenschaftsabhandlungen konzentriert wurden.
257 StAKl, K 407, Nr. 25. Ausführlich: Nr. 155 .
258 Höller, Rechnungswesen 178, zum komplizierten Rechnungswesen 166–176; Holubar, Grund-
buch 99.
259 Siehe zum Folgenden das von Dauderlau geführte Erinnerungsbuch, StAKl, Hs. 21/2,
fol. 199r–v. Höller, Rechnungswesen 176–178, und Holubar, Grundbuch 98 f., zitieren ausführ-
lich (teils wörtlich) aus dem Erinnerungsbuch.
260 StAKl, Hs. 21/2, fol. 199r.
261 Siehe dazu die Bestallungsdekrete in Kapitel 17.3 .
262 Vgl. Nr. 160 .
263 Die folgende Zusammenstellung basiert auf einem zeitgenössischen Bericht über die Kanzlei-
ordnung, Nr. 159 . Die Kanzleiordnung findet sich unter Nr. 153.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Titel
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Untertitel
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Herausgeber
- Josef Löffler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 876
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848