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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band II
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46 Tagebücher Bewilligung einer nationalgarde, und um das Wort national und um deren Auflösbarkeit oder nicht wurde bis 1 uhr gefeilscht, während draußen die stimmung immer drohender wurde, und das volk sich schon kaum mehr abhalten ließ, die Burg zu stürmen. Windischgrätz wollte die Bürger persua- diren, daß das Wort nationalgarde nur für révoltirte passe, sie aber seyen loyale Bürger. er, hoyos, inzaghy etc. waren die organe, welche zwischen den Bürgern und den erzherzogen hin und hergingen. tropfenweise ließen sich diese das Begehrte abtrotzen, und ich bewunderte den guten sinn und die geduld der Bürger. endlich gegen 1 uhr trat hoyos aus dem vorzimmer des kaisers, wohin Alle gedrungen waren, heraus und verlas uns die Aller- höchste genehmigung der nationalgarde und seine ernennung zu ihrem chef, großer Jubel, unendliche lebehoch, es war ein ergreifender moment, an denen es überhaupt in diesen tagen nicht gefehlt hat. um 3 uhr zeichnete man sich auf der kaiserlichen reitschule zur na- tionalgarde ein, dort war wieder eine masse menschen, die Aufregung war trotz jener concession sehr gestiegen. die ernennung des sehr unpopulä- ren fürsten Windischgrätz zum civil- und militärchef von Wien (erzherzog Albrecht, auf den sich eine furchtbare Animosität und verantwortlichkeit concentrirt, wegen des feuerns, ist verschollen, hat seine Wohnung mit frau und hofstaat verlassen und sich in die Burg geflüchtet) war großentheils schuld daran. dieser unglücklichen ernennung lag die noch unglücklichere idee zum grunde, Wien in Belagerungsstand zu erklären, eine idee, welche glücklicherweise wieder aufgegeben, aber dennoch ins Publicum gedrungen und ungeschickterweise nicht désavouirt worden ist. Weiters hatte sich das gerücht verbreitet, mit der Preßfreyheit, von welcher es früher geheißen hatte, sie sey bewilligt, sey es nichts. in der reitschule gab es daher wieder reden, deputationen etc. ohne ende, alle Augenblicke erschien eine solche mit weißen schärpen (die weißen Bänder sind überhaupt das allgemeine Ab- zeichen der fortschrittsfreunde, und wir tragen Alle solche), stiegen auf ei- nen tisch, hielten lange reden etc. endlich um 5 kam hoyos vom kaiser und las ein handbillet vor, worin Aufhebung der censur und ein Preßgesetz ver- kündet wird. darüber entsetzlicher Jubel, überall weiße fahnen mit: „Preß- freiheit“, die statue kaiser Josephs mit einer solchen geschmückt, lebehoch, geschrey etc. mittlerweilen waren aus den vorstädten und der umgegend nachricht auf nachricht von schauderhaften excessen eingelangt, welche der Pöbel dort verübte, es wurde geraubt, gemordet, fabriken niedergebrannt etc. das militär konnte oder wollte keinen mann dahin abgeben, sondern stand auf dem glacis. da that dann die neue nationalgarde gleich mit wahrem hel- denmuthe (viele waren 24 stunden lang im dienste) ersprießliche dienste, obwol sie leider doch nicht alle gräuel verhüten konnte.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band II
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
II
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
716
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1848–1853 7
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